Das Kuenstlerkollektiv >Oda Projesi< aus Istanbul, das sind Ozge Acikkol, Gunes Savas und Secil Yersel. Getroffen haben wir uns waehrend des Studiums an der Kunstfakultaet der Marmara Universitaet. 1997 mieteten wir uns eine Wohnung, die wir gemeinsam als Studio benutzten, in einer Gegend, die sich Galata nennt. Waehrend dieser Zeit entwickelte sich das Studio nicht nur zu einem Treffpunkt fuer uns, sondern auch fuer Kinder und Frauen aus der Nachbarschaft. Und es war auch der Ort, an dem die Idee fuer unser Kollektiv >Oda Projesi< entstanden ist.
Der Schnitt unserer Wohnung – drei Raeume, die alle ineinander uebergehen, wobei der mittlere Raum sich zum Hof hin oeffnet – hat das Projekt tatsaechlich mit gepraegt. Alle Raeume sind in ihrer Nutzung variabel: Projektraum, Ausstellungsraum, manchmal funktionieren sie auch nur als ein Ort fuer Alltaegliches wie Essen und Trinken, oder als Treffpunkt. Wir haben hier ganz einfach einen vielfaeltigen Ort fuer uns und die Nachbarn geschaffen.
Die Flexibilitaet diese Ortes, den wir uns angeeignet haben, gibt uns verschiedene Moeglichkeiten und versieht unsere Raeumlichkeiten mit einer ihnen eigenen Sprache. Durch die nichthierarchische Nutzung ergeben sich einige Situationen und Funktionen, die eine Kombination aus privater und oeffentlicher Nutzung erzeugen. Wir schauen mit unserm Projekt auf diese Schnittstelle zwischen privatem und oeffentlichen Raum.
In Istanbul gibt es keine wirkliche Modeszene. Einige jungen Leute interessieren sich zwar fuer kreative Mode, aber die Szene ist sehr klein. Das hat zum einen mit oekonomischen Problemen zu tun, aber auch damit, dass es keinen Ort gibt, um ueber Mode nachzudenken und sie zu produzieren. Die Abteilungen an den Universitaeten beschaeftigen sich vor allem mit Textilien und Handwerk und dabei geht es groesstenteils darum, die lokale Kultur zu foerdern.
Vor diesem Hintergrund haben wir unser derzeitiges Projekt >Self Passage< gestartet. In Zusammenarbeit mit Otto von Busch, a.k.a. Wronsov, ist einer unserer vier Raeume zum Bekleidungscenter geworden. Allerdings entwickelt sich das Projekt langsam, da es uns darum geht, Leute zu finden, die sich von Naehmaschinen [5] angezogen fuehlen und damit gemeinsam arbeiten wollen. Praktisch soll es darum gehen, mit Hilfe von >Self Passage< die Nachbarn und andere Teilnehmer dazu zu bewegen, ihre Erfahrungen auszutauschen, so dass eine Art Verbundenheit geschaffen wird, die sich durch das taegliche Kleidungsbeduerfnis ergibt. Das Naehen, als eine weibliche Produktionsform, verbindet die Erfahrung der Frauen aus der Nachbarschaft, die fast alle privat gebrauchte Kleidung abaendern, um etwas Neues daraus zu machen. > Oda Projesi< versucht normalerweise, mit seinen Projekten einen Treffpunkt zu erschaffen. Bei >Self Passage< geht es aber nicht nur um die Transformation des Raums an sich, sondern wir versuchen auch unsere Raeume als eine Art Werkzeug zu mobilisieren; als ein Werkzeug, das Beziehungen erzeugt. In diesem Zusammenhang funktioniert die Naehmaschine als ein attraktives Tool.