Wenn im PinchukArtCenter in Kiew gleichzeitig Julia Stoschek Medienkunst aus ihrer Sammlung ausstellt, Andreas Gursky Fotografien zeigt und Kraftwerk zur Vernissage ein Konzert geben, kann das kein Zufall sein – trotz ukrainisch-deutscher Kulturwochen.
Die erste Verbindung ist schnell recherchiert: Gursky und Stoschek leben zusammen in Duesseldorf. Fuer die zweite Verbindung bin ich Yulia dankbar, die uns per SMS den Tipp schickte, das Radio einzuschalten. Auf einem Kiewer Sender erzaehlte der Kraftwerker Ralf Huetter, dass sein Freund Gursky ihn und seine Honorar-Knoepfchendreher eingeladen habe einfach mitzukommen. Man denkt sich das Telefonat weiter: Das Goethe-Institut zahlt.
Doch auch die kuenstlerischen Verbindungen sind ergiebig. Kraftwerk machen live mehr Medienkunst als Konzert und arbeiten intensiv mit Videobildern. Gerade die Parallelen ihrer Musik zu den Fotografien von Andreas Gursky wurden bei der Vernissage in Kiew besonders deutlich. Repetitiv und mechanisch, rhythmisch strukturiert und fast menschenleer sind die Bildkompositionen von Gursky ebenso wie die Klangbilder der Elektronikpioniere. Und trotz aller Praezision und Kuenstlichkeit strahlen Fotografien und Musik eine warme Aura aus. Bei Gursky sind es die Farben, bei Kraftwerk die Melodien, die den Werken das Leben einhauchen. Man denke an Computerliebe, Das Model oder Tour de France.
Auch beim Arbeiten sind sich Gursky und Kraftwerk aehnlich. Gursky nennt es >avancierte Technik<. Anfangs bearbeitete er die analog aufgenommenen Bilder nur chirurgisch, heute kreiert er schon mal aus einzelnen Details ein komplettes Bildganzes. Und Kraftwerk haben frueh damit angefangen, ihre Alltagswelt klangsynthetisch nachzubauen. Im Kuenstlichen steckt manchmal doch mehr Wahres als in der Wirklichkeit. Apropos kuenstlich, hier noch ein Tipp fuer Kiew. Das Cafe oben im PinchukArtCenter ist komplett in weiss und erinnert es an 2001: A Space Odyssey, nur mit Schwerkraft. Und doch hat man das Gefuehl, ueber der Stadt zu schweben.
Kraftwerk in Kiew – klingt irgendwie sexy.
Lustig finde, ich dass gleich auf der Startseite des PinchukArtCenter gleich darauf hingewiesen wird, dass Victor Pinchuk zu den 100 mächtigsten Personen im Kunstbetrieb gehört. Macht! Brrr.