In Griechenland geboren und eine Lebenshälfte lang in Deutschland. Wird man so automatisch zum Posterboy für gelungene Integration? Der Unternehmer Ares Kalandides hat lange daran geglaubt. Jetzt aber spricht er umbequeme Wahrheiten aus. Eine davon: Der rassistische Diskurs hat in der BRD weite Teile der Gesellschaft erfasst. Ein Protokoll.
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Ich wurde 1964 in Athen geboren. Zwei Tage nach dem Fall der Mauer zog ich nach Berlin. Genau die Hälfte meines Lebens habe ich in Griechenland gelebt, die andere in Deutschland, genauer gesagt in Berlin.
Durch die Wirtschaftskrise und die damit einhergehene Berichterstattung über Griechenland hat sich meine Meinung über das Land in dem ich seit so langer Zeit lebe und arbeite radikal geändert.
Ich bin in einer Zeit nach Berlin gekommen, in der die Stadt eine komplette Transformation durchmachte. Ich hatte einen Abschluss in franzözischer Literatur und konnte mehrere Sprachen fließend sprechen. So verschlug es mich in die Stadtplanung.
Ich startete in:polis, eine Stadtplanungsfirma, welche heute 14 Angestellte hat. Ich bin seither beratend tätig, für Projekte in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Ich bin wohl das, was man in Statistiken als “hochqualifizierte Migranten” erfasst.
Durch die Krise 2008 stieg die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa schlagartig an. Jedes Jahr stieg die Zahl arbeitsloser junger Griechen weiter. Das europäische Statistikinstitut – Eurostat – errechnete für das Jahr 2013 eine Arbeitslosenquote von 58.3% unter jungen Griechen.
Als Folge dieser Krise verließen viele Griechen ihr Land. Deutschland entwickelte sich zu einem der populärsten Ziele für diese Migranten. Diese Immigration führte in Deutschland zu feindlichen Reaktionen bei den Eliten und in der öffentlichen Meinung.
Die Vorstellung einer “griechischen Invasion” setzte sich in der kollektiven Vorstellung der Deutschen fest. Offizielle Daten von Eurostat entlarven diesen Mythos jedoch: Die Zahl der griechischen Einwanderer ist über die letzten sechs Jahre hinweg in Deutschland fast gleich geblieben.
Als ich mein Heimatland vor 25 Jahren verließ, wollte ich auch der depressiven Stimmung entfliehen. Auch damals gab es eine Wirtschaftskrise. In Berlin fand ich eine offene Gesellschaft, in der er ich ein neues Leben starten konnte. Im Jahr 2000 schließlich wurde ich zum “deutschen Staatsbürger”.
Doch seit der Krise nimmt die ausländerfeindliche Rhetorik dermaßen zu, dass ich aufhöre, mich als Deutsch-Grieche zu bezeichnen. Jetzt bin ich nur noch Grieche.
Anm.d.Red.: Das Protokoll ist im SLOW POLITICS-Workshop „We Are All Migrants“ entstanden im Rahmen des Storytelling-Projekts „Taxi to Berlin“. Weitere Protokolle von jungen Leuten aus Griechenland finden sich auf der Website Taxi to Berlin. Alle Resultate der SLOW POLITICS-Konferenz finden sich hier berlinergazette.de/slow-politics-results. Das Foto oben stammt von Mario Sixtus. Es steht unter einer Creative Commons Lizenz.
seltsamer kommentar. sie schreiben, dass sie 2000 deutscher staatsbürger wurden – und sich nun nur noch als griechen bezeichnen? ich leben seit 50 jahren in deutschland und habe nie einen einzigen menschen in deutschland getroffen, der etwas gegen griechen hätte. weder n berlin, noch hamburg, stuggart, muenchen oder sonst wo, nicht mal auf dem land.
die griechen gelten als freundlich und haben durch ihre in deutschland beliebte küche und restaurants viele freunde gewonnen.
darüberhinaus leben in deutschland mehr ausländer als in jedem anderen europäischen land. deutschland war zuletzt das immigrationsziel nr. 2 weltweit, direkt hinder den usa. bei eienr weitaus kleineren fläche und wesentlichen höherer bevölkerungsdichte.
dazu frage ich mich, wie deutsche rassistisch diskutieren können, wenn es um griehen geht. sind griechen eine andere rasse?
in deutschland gibt es, so wie in vielen anderen europäischen ländern, eine zunehmende ablehnung gegen überfremdung durch masseneinwanderung aus islamischen ländern. daran kann nichts falsches sein. soviel ich weiß, sind die griechen hier noch viel xenophober, und wohl berechtigt, wenn man die geschichte der türkischen oder osmanischen invasionen von 1071 in manzikert über 1453 in konstantinpel bis 1972 mit zypern sieht.
machen sie doch den deutschen eine freude als deutscher staatsbürger und sagen sie uns, daß es ein schönes land ist, welches wir aufgebaut haben, und daß wir freiheitsliebende, offene menschen sind, welche für viele eine neue heimat wurden.
so wie für sie, auch wenn sie sich nun nur noch als griechen bezeichnen. vermutlich mit deutschem ausweis.
danke.
Wie kann man denn “Grieche” sein und deutscher Staatsbürger. Das stimmt doch nicht. Drama Drama.
Xenophobe Stimmungen gegen Albaner und Bulgaren habe ich in Griechenland erlebt. Bei uns wählt die Polizei auch nicht NPD. Deutschland macht Xenophobiedrama, in anderen Ländern ist sie noch bittere Realität. Jammern auf höchstem Niveau, sehr deutsch.