Wir schreiben das Jahr 1961. Die deutsche Wirtschaft in der Westzone boomt. Man redet nicht von Arbeitslosigkeit, sondern beklagt einen Mangel an Arbeitskraeften. Immer mehr Arbeiter aus anderen Laendern stroemen in die BRD. Zunaechst vor allem aus Italien. Conny Froboess landet einen Charterfolg mit >Zwei kleine Italiener<. Doch so lustig das Getraeller auch sein mag, die >Italiener<, die in dem Song vorkommen, sind, wie die echten Italiener, ganz allein in Deutschland. Ihnen fehlen gemeinsame Treffpunkte, sie sind von Heimweh geplagt und einsam. Der saarlaendische Rundfunk ist der erste Radiosender, der versucht Abhilfe zu schaffen. Am 21. Oktober 1961 beginnt er samstags die Sendung >Mezz’ora Italiana< auszustrahlen, in Zusammenarbeit mit dem italienischen Konsulat und der katholischen Kirche. Es ist die erste Sendung fuer >Gastarbeiter< in Deutschland und ein riesiger Erfolg. Immer mehr Rundfunkanstalten bieten nun Programme fuer die Zugezogenen an. Vor allem Radiosprachkurse sind gefragt. >Deutsch ist gar nicht so schwer< ist der erste Kurs, den der Bayerische Rundfunk 1965 sendet. Am 2. Januar 1966 laeuft im hessischen Rundfunk die sechssprachige Sonntagssendung >Rendezvous in Deutschland< an. Als die 1970er Jahre anbrechen, leben nicht nur viele Italiener in Deutschland, sondern auch Tuerken, Griechen, Jugoslawen und viele mehr. Und eines wird immer deutlicher: Die >Gastarbeiter< werden zu Mitbuergern. Sie bekommen Kinder in Deutschland und gruenden Familien. Der gesellschaftliche Wandel stellt die Radioprogramme vor neue Herausforderungen: Wie kann man eigentlich die deutsche Hoererschaft in die Programme fuer >Auslaender< integrieren? 1994 geht Radio Multikulti auf Sendung. Der Sender stellt sich genau dieser Herausforderung und bringt Programme auf Deutsch und in 18 anderen Sprachen. Hier zeigt sich nicht zuletzt, wie wandlungsfaehig die deutsche Sprache ist. Sie taucht nicht nur in verschiedenen Dialekten auf, sondern wird auch mit den mannigfaltigsten Akzenten gesprochen.