Die Prignitz ist ein kleiner Landkreis im Norden Brandenburgs. Die Probleme dieser “strukturschwachen Region” finden sich auch in anderen ländlichen Gebieten der BRD: Abwanderung, Arbeitslosigkeit, etc. Wie lebt es sich als junger Mensch in so einer Gegend? Und: WAS BLEIBT, wenn nach und nach alle abhauen? Wir haben mit Patrick Blumenthal gesprochen. Er wurde 1983 in der Prignitz geboren und lebt seither, mit einer kurzen Unterbrechung, im selben Dorf. Heute arbeitet er als Heilerziehungspfleger in einem Wohnheim für Menschen mit Autismus.
wunderbar geschnitten!
ein Vorbild wie Patrick B. braucht die junge Provinz
was mich immer wieder stört ist der negative beigeschmack des wörtchens ‘provinz’. aber natürlich würde ich nicht behaupten daß wir in der prignitz am nabel der welt leben. ich habe mich ganz bewußt für eine rückkehr aus hamburg hierher entschieden, denn auch ich spüre die erwähnten heilsamen kräfte. wir sind keine hinterwäldler, aber auch keine helden, nur weil wir hier leben.
da kommen heimatgefühle auf…
schönes interview.
ich glaube die prignitz hat schon einiges zu bieten. ob das reicht, junge menschen in größerem umfang in der prignitz zu halten, bzw. aus den urbanen räumen zurück zuholen, sei dahingestellt.
ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es vor einigen jahren von staatlicher seite sogar eine finanzielle förderung des wegzugs gegeben hat. langfristig sinnvoller wäre wohl das gegenteil. ;)
danke!
Das Video gefällt mir auch sehr gut. Schön, dass sich hier in den Kommentaren auch noch andere aus der Gegend zu Wort melden!
Meine Eltern haben sich nach ’89 auch bewusst entschieden, von der Stadt ins Dorf zu ziehen und ich kann mir im Nachhinein nicht vorstellen, in der Stadt aufzuwachsen. Allerdings hat es mich dann doch sehr schnell in die Stadt gezogen, mit 16 bin ich nach Leipzig gezogen. Jetzt wiederum kann ich mir vorstellen später mit eigener Familie aufs Land zu ziehen. Man ist heute flexibler und passt seine Umgebung der Lebenssituation an. Die Provinz ist nicht verloren!
@Malte: Gab es so eine staatliche Förderung wirklich?
@Anne: Mit dem Wort “Provinz” werden tatsächlich oft negative Dinge assoziiert. Ich denke, man muss vielleicht generell sein Denken umstellen: Weder in der Stadt noch auf dem Land ist es “besser”. Das Leben ist halt das, was man draus macht, oder?
nach dem abi war ich in pritzwalk auf einem seminar von einem privaten bildungsträger. da sollte es um perspektiven gehen. das einzige was dort vermittelt wurde war, dass es in der prignitz weder jobs noch perspektiven gäbe und dass man eine förderung von ca. 1000 euro fürs wegziehen bekäme.
ok das ist jetzt mitlerweile fast 10 jahre her.
ich lebe in der prignitz seit ich geboren bin. das sind dann jetzt nahezu 25 jahre. es gab mal ne zeit, in der ich daran dachte, der “provinz” den rücken zu kehren, doch diese meinung änderte sich in den letzten jahren. ich spüre einen großen bezug zu dieser gegend, sei es aufgrund der naturverbundenheit oder die familien- und freundeskreise, die ich nicht missen will. ich habe hier einen job, der mir gefällt und im laufe der zeit verschwand auch das gefühl, unbedingt “raus” zu müssen, denn das entstand oftmals nur dadurch, dass andere weggingen. ich weiß nicht konkret, was die zukunft bringt, es lässt sich schwer sagen wo mich das leben hintreibt, doch ich bin gerne hier und vermisse nichts. berlin und hamburg sind nicht weit weg und meine hunde würden sich nirgens so wohl fühlen, wie hier:)
inspirierend… aber kann man dort auch Arbeit finden oder nur Ruhe?
@Sandor: Könntest du dir vorstellen mal für eine kurze Zeit, vielleicht ein halbes Jahr, woanders hinzugehen, vielleicht auch ins Ausland?
i like!
Ich habe mich auch entschieden wieder in die Prignitz zurückzukehren. Wir brauchen hier einfach die jungen Leute!
Ganz besonders gefällt mir das in der letzten Zeit immer mehr junge Leute den Mut haben hier einen Betrieb oder ähnliches zu gründen obwohl die Verkauflage für uns Jungunternehmer eindeutich doppelt so schwer ist wie in den Großstadtcentren. Ich hoffe das der Trend nicht wieder rückläufig wird. Denn durch die hohe Arbeitslosigkeit und Rentengeneration die wir haben ist die Kaufkraft natürlich auch dementsprechnd gering. Was ich mir wünsche für die nächste Zeit ist das die Generationen vor uns offener für neues werden müssen nur so kann unsere Generation auch langfristig neues aufbauen.
Rebekka Kruse 27jahre, Wildrocks aus Pritzwalk
Ein schönes Interview, eine schöne Gegend -hatte ja schon Gelegenheit sie anzuschauen und darüber zu schreiben- interessante Informationen von Patrick, alles in allem mal ein schönes Filmlein fein. Die Landfluchtproblematik wird sich sicher nicht generell umkehren lassen können, aber Kultur und Landschaft sollten erhalten bleiben. Vor allem: Keine neuen Windräder dort, bitte!
@Rebekka: Danke, dass du dich eingebracht hast! Das macht Mut, dass es auf dem Land eben nicht nur alte Leute gibt, sondern auch junge Leute was neues versuchen. Nur: Wie kann man so einen Laden halten? Verkaufst du auch vor Ort oder nur über das Internet?
Tja ich würde mir hier vor Ort mehr Interesse bzw mehr Mut zum Individualismus wünschen. Daher bleibt mir nichts anderes übrig auch übers Internet zu verkaufen.
Die Pritzwalker sind halt etwas eingefahren in ihren Meinungen.Und können nicht wirklich etwas anfangen mit meinem Laden.Sie kennen halt keine Szeneläden wie sie es in Großstädten überall gibt. Was bei den unter 30 jährigen zum glück schon anders aussieht. Sie sind weltoffner was auch damit zu tun hat das viele in anderen Städten arbeiten und nur im Urlaub bzw Wochenende da sind.
Da sieht man aber das es gar nicht schlecht ist seine Lehre etc. woanders zu machen und dann evtl. wieder zurück zu kommen.So wie ich es gemacht habe und es nicht bereuhe in meine alte Heimat wieder eingekehrt zu sein.
@Rebekka: Was verkaufst du denn?
@magdalena: ich könnte mir durchaus vorstellen, mal was ganz anderes, an einem ganz anderen ort zu machen. ich fühle mich nicht gänzlich an diesen fleck erde gebunden. die idee
, ins ausland zu gehen, hatte ich allerdings noch nie…
@rafik: tja, das ist dann wohl die nachteilige seite daran, für junge leute ist die prignitz nach wie vor unattraktiv, jobangebote sind hier rar, erst recht speziellere sachen. es gibt hier ne menge betriebe, in denen man mechanikerarbeiten ausführen kann, doch ein ausgelernter azubi zieht es auch oftmals vor, woanders arbeit zu finden, da die bezahlung für facharbeiter dort höher ausfällt…
und ruhe… ja die findet man hier, man muss sie aber auch suchen, mein leben ist meistens ziemlich laut…
@rebecca, sandor, all: ich liebe das land, ich liebe die luft, die ruhe, ich habe mich schon immer gefragt: kann man da auch leben ohne reich zu sein, ohne sich von der ganzen welt und dem markt verabschieden zu müssen?
andersherum kann ich mir nicht vorstellen, wie es möglich ist, diese ganze brache, neu zu aktivieren, sagen wir, rourismus auszubauen, und ganz viel leute, ganz viel geld da hinzulocken, ohne den ganzen charme der gegend kaupttzumachen, ich war noch nie in der prignitz, aber ich möchte sie nicht besuchen, wenn es schon zu spät ist dafür…
deshalb glaube ich: wir müssen die neuen netze nutzen, digitale kommunikation, damit wir uns ein leben draussen aufbauen können ohne uns von dem kreislauf des erfolgs abzukapseln…
vor jahren schon habe ich gelesen, wie in den usa genau das passiert, wie die provinz wiedergeboren wird, hurrah, go west!
Danke für den Beitrag – ein Thema, das mir schon seit Jarhen unter den Nägeln brennt. Als Großstadtkind hab ich eine sehr romantische Vorstellung vom Land, da ist so ein reality check ab und an mal nötig. Ncihts desto troz: superschöne Gegend!!!
Die Hirsche!! ganz am Ende, die sind ja der Wahnsinn :)
…und was ewig bleibt ist das Gefühl von Heimat!
Schoenes Interview, aber steht wohl leider eher fuer nen Einzelfall…
….ich find den Beitrag ganz okay.
Könnte mir auch gut vorstellen dort zu leben.
Die Frage stellt sich , was bietet die Region der Jugend denn , damit diese nicht abwandert??
Derzeit bin ich in Österreich , als Berliner nicht wirklich heimatlich mit dem Land verbunden, denk schon seit geraumer Zeit über eine Rückkehr nach.
Frank