Sie nennen sich Miss von Pigghausen, Magnolia, Mr. Right oder Dr. Love und laut einem Videobeitrag auf stern.de vom 5. Mai 2008 sind sie >in<, denn sie sind drin! Naemlich in der derzeit fuenf Millionen Mitglieder starken und groessten deutschen Online-Community fuer Studenten, kurz: dem studiVZ.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass sich Online-Netzwerke wie studiVZ, myspace und Co. in der Gesellschaft immer groesserer Beliebtheit erfreuen und nun auch Deutschland fest in ihren Bann gezogen haben. Doch worin genau besteht eigentlich der Reiz Mitglied in einer Online-Community zu werden?
Laut studiVZ geht es den Usern darum, durch aktive Netzwerkkultur die Anonymitaet an deutschen Hochschulen zu reduzieren. Erste wissenschaftliche Studien ueber die Nutzer von Online-Netzwerken kommen allerdings zu anderen Ergebnissen. Eine Ende 2007 veroeffentlichte Befragung fand zum Beispiel heraus, dass lediglich 32 Prozent der Befragten auf der Suche nach neuen Freunden in den Portalen sind. Dagegen gaben 73 Prozent als Motivation an, Freunde wiederfinden zu wollen, die auch im realen Leben zu ihrem sozialen Netzwerk gehoeren – die so genannten Offline-Freunde.
Eine groesser angelegte Studie der amerikanischen Non-Profit-Organisation >Pew Internet & American Life< von Anfang 2007 scheint diese Erkenntnis zu bestaetigen. 935 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren wurden dort zu ihrem Nutzerverhalten von Online-Communities und den Gruenden fuer ihre Mitgliedschaft befragt. Das Ergebnis: 55 Prozent aller Teilnehmer sind Mitglieder in bis zu drei verschiedenen Community-Plattformen, 91 Prozent von ihnen nutzen die Portale, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, die sie ohnehin regelmaessig sehen. Offenbar dienen die Online-Netzwerke neben Handy und Email also hauptsaechlich dazu, Freundschaften kostenguenstig zu managen.
Der unausgesprochene Reiz der Internet-Communities liegt aber vielleicht eher in der philosophischen Frage: >Wer bin ich?<. Die Sozialwissenschaftler beschaeftigt seit jeher, wie sich das Individuum als soziales Subjekt konstituiert und erkennt. Heutzutage helfen den Menschen dabei diverse Web 2.0.-Plattformen, in denen sie ihre Identitaet nach Belieben, taeglich neu und fuer ein potentiell weltweites Publikum definieren und optimieren koennen. Nur die schoensten Fotos werden hochgeladen und mit Musik unterlegt. Hobbys, Interessen und Charaktereigenschaften werden sorgfaeltig ausgewaehlt oder weggelassen und ein virtueller Raum [my space] entsteht, in dem es sich das Ego gemuetlich machen kann.