Als die Vuvuzelas aus dem Fernseher dröhnten, konnte man sich gut vorstellen, was in Südafrika abging: Ein Rausch, der nicht enden wollte. Seit zwei Wochen ist die WM vorbei, Ruhe ist in Deutschland eingekehrt. Doch wie sieht es am Kap aus? Geht man dort wieder zum Alltag über?
Kapstadt nach dem WM-Finale gleicht einem einzigen Trauerkloß. Obwohl Südafrika so früh ausschied, war die Euphorie hier im Land bis zum Ende unbeschreiblich. Selbst der Bettler auf der Straße gratuliert mir zum dritten Platz der Deutschen.
Auf einmal fühlten sich die Leute des “schwarzen Kontinents”, als stünden sie in der Mitte der Welt. Jetzt ist alles vorbei. Es bleibt ein gewisses Post-High, aber die Angst, dass die Anerkennung der Welt über das gelungene Sportspektakel so schnell vorbeigeht wie ein Rausch, ist spürbar.
Die Heilsversprechen der WM
Wo man hingeht, laufen im Fernsehen Sportsender und man sieht weinende Menschen, die das Ende des Turniers betrauern. Der Taxifahrer sagt, er habe während der WM in einem Monat mehr verdient als in einem halben Jahr. Die positiven Effekte der Weltmeisterschaft werden beschworen: ein großer Schritt im Prozess des Nation Building, ein ökonomischer Aufschwung zeichnet sich ab, ein verbessertes Bild ganz Afrikas in der Welt hat Gestalt angenommen.
Nun stellt sich die Frage, ob die Auswirkungen temporärer oder andauernder Art sind: Korruption, Rassismus, Kriminalität (12 mal so viele Morde wie in Deutschland), 5,5 Millionen Aids-Infizierte und die extrem hohe Rate derer, die unter der Armutsgrenze leben (43% der 48 Millionen Südafrikaner). Diese Zahlen führen schnell zu der Annahme, dass all die WM-Investitionen woanders mehr geholfen hätten.
Beim Anflug auf Port Elizabeth fliege ich über ein riesiges Township – das Elend lässt sich vor den Besuchern nicht so einfach verstecken. Aber die Entscheidung, die milliardenschwere Sportveranstaltung am Kap austragen zu lassen, kann nicht so falsch gewesen sein, wenn Mandela himself in der Werbekampagne auftritt.
Slogans und Symbole
Die WM funktioniert hier als Symbol der Post-Apartheitgesellschaft, das die zerbrochene “Regenbogennation” bitter nötig braucht. Die Bekämpfung von Paradigmen des Apartheitsstereotyps ist eine Voraussetzung für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen in Südafrika. “Unite for peace” ist ein weit verbreiteter Slogan.
Denn die Oberschicht ist weiß, die Unterschicht schwarz und die gemischte Mittelschicht immer noch sehr klein. Und wenn ein einheitliches, positives Bild nach Außen getragen werden kann, ist das der Grundstein für ein Miteinander innerhalb der Gesellschaft.
Die südafrikanische Daily Sun zitierte am Tag nach dem Finale den Polizeikommissar Bheki Cele : “The world thought we’d fail. They thought there would be blood. We have prooven them wrong and we shut many mouth.” Der Stolz wird länger andauern und dem Land vielleicht auch das nötige Selbstvertrauen bringen, das es braucht, um 15 Jahren nach der offiziellen Auflösung der Apartheid, diesen Prozess endlich auch in den Köpfen stattfinden zu lassen.
Anton, ein hoffnunhgsvoller künftiger Jornalist. Danke für den Report aus SA.