Der ganze Hype um die amerikanische Krankenhausserie >Emergency Room< fing bei mir mit ungefaehr fuenfzehn Jahren an. In dem Pilotfilm torkelte George Clooney als Frauenheld und Kinderarzt Dr. Doug Ross ueber den Bildschirm und mir war nicht bewusst, dass mich diese Serie von nun an begleiten wuerde: Ich habe alles mitgemacht, die ganzen Sendeplatz- und Sendezeitenwechsel, das lange Warten auf die neueste Staffel und auch das Ausscheiden meiner liebsten Charaktere aus der Serie.
Die Intention dieser Serie, die auf einer Idee von Michael Chrichton beruht und von Steven Spielberg produziert wird, ist, den Alltag in einer Notaufnahme so realistisch wie moeglich darzustellen und das Klischee, der Goetter in Weiss, wie Aerzte in Serien haeufig dargestellt werden, zu korrigieren. Sowohl Aerzte als auch Schwestern, sind in dieser Serie keine Superhelden, sondern Menschen mit ganz alltaeglichen Problemen. Nicht die spektakulaeren Unfaelle, die sich in Chicago ereignen, sondern die Charaktere bilden den Kern der Sendung. Von den Hauptcharakteren sind nach acht Staffeln nur noch zwei uebrig geblieben, Dr. Green, der demnaechst an einem Tumor stirbt und Dr. Carter, der als Praktikant anfing und nun, nach Drogensucht und Entzug, zum Oberarzt befoerdert wurde.
Fuer George Clooney, der nach der fuenften Staffel ausstieg, war diese Serie das absolute Karrieresprungbrett und machte ihn zum Superstar. Die steigende Praesenz von Clooney in der Serie hing damit zusammen, dass er in immer mehr Hollywood-Filmen mitspielte. Das war natuerlich ideal fuer mich als Fan und er verdraengte sogar die Poster von Kevin Costner und Bryan Adams von meiner Wand. Eine unvergessliche Szene wird fuer mich immer jene bleiben, in der Dr. Ross im alten Chevrolet seines Vaters sitzt und ueber dessen Tod sinniert. Im Hintergrund laeuft leise Take Five und es wird kein Wort gesprochen, nur sein Gesicht in der Totale – dann Werbeunterbrechung. Die Folge hiess >Vaeter und Soehne< und war der absolute Hoehepunkt meiner Clooney-Manie. Was damals mein kleines Serien-Universum total erschuetterte, war die Tatsache, dass den Menschen vom Synchronstudio, die Serie ueberhaupt nicht so wichtig zu sein schien, wie mir. Eine grobe Unstimmigkeit fiel mir naemlich auf, als Dr. Ross am Ende der einen Folge zu seinem besten Freund Marc Green ging und zu ihm sagte: >Mein Vater ist tot.<, in der Zusammenfassung der Ereignisse in der folgenden Episode wurden ihm dann die Worte: >Mein Vater ist gestorben< in den Mund gelegt. Wie konnte er denn an ein und derselben Stelle zwei unterschiedliche Sachen gesagt haben? Es war mir vollkommen unverstaendlich, doch jeder, dem ich davon erzaehlte, schuettelte nur mit dem Kopf. Es war fuer einige in meinem Dorf wohl nur schwer nachzuvollziehen, dass man in einer Serie auch mitleben kann. Wenn Dr. Ross die Todesnachricht erhaelt, dann wird einem selbst ganz mulmig zumute und wenn er dann nach Kalifornien faehrt um seinen Vater zu beerdigen, dann faehrt man mit. In meinem Kopf passierte eigentlich nichts anderes als in den Koepfen Millionen anderer Teenager, nur das mein Idol ein Arzt in einer Krankenhausserie und kein pickeliges Boygroup-Mitglied war. Kurze Zeit spaeter stieg Clooney dann aus und ich schwor mir, nie wieder einen Mann so zu lieben wie ihn. Die Produzenten hatten sich etwas einfallen lassen, um den Superstar zu ersetzen, weil sie Angst hatten, die ganzen Frauen, die die Serie nur wegen George Clooney schauten, wuerden nun verloren gehen. Es wurde ein neuer Charakter eingefuegt, und zwar der kroatische Arzt Dr. Luka Kovac. Ich schwor mir, aus Treue zu Clooney, diesen Mann zu hassen, das war mir genau fuer zehn Sekunden moeglich, denn dann betete er fuer eine sterbende Frau auf kroatisch und um mich war es geschehen. Seine schlimme Geschichte, dass er Frau und Kinder im Krieg verloren hatte, sah man ihm schon an den Augen an und der auslaendische Akzent liess ihn nur noch geheimnisvoller erscheinen. Von Goran Visnjic, so der buergerliche Name von Dr. Kovac, wird sich so schnell kein riesiges Poster in meinem Zimmer finden. Aber ein Platz in meinem Herzen ist ihm sicher. Meine Tele-Beziehung geht weiter...