>Es tut weh<, singt die Frontfrau der Popgruppe Glashaus, zaghaft und dennoch leidend. >Es ist was es ist<, sagt die Liebe, bzw. Erich Fried. >Es ist so dunkel …< soll Goehte in seinen letzten Atemzuegen liegend gefluestert haben.
Doch was ist >es< eigentlich? >Er< und >sie< draengeln sich darum, begutachten >es< kritisch und entfernen sich wieder. >Es< macht Angst. Ich glaube, >es< ist ein Gefuehl. Vielleicht sogar ein ausgesprochen deutsches Gefuehl. Die Unfaehigkeit, seine eigenen Gefuehle auszudruecken, gepaart mit der Faehigkeit, einen vagen Ausdruck fuer das Unausdrueckbare zu finden. >Es< lauert in dunklen Ecken und schlaegt zu, wenn man es am wenigsten erwartet. Vielleicht ist >es< auch einfach nur ein Traum. Ein Traum, den nur ich habe. Er macht mir Angst dieser Traum, denn er ist wahr. Er ist >es<. Das Unausgesprochene. Ich stelle >es< mir so vor, dass dieser Traum mich mitten in der Nacht aufschrecken laesst, mitten in der Dunkelheit und ich weiss nicht, wo ich bin. Irgendwo, ausserhalb meines Blickfeldes, in einer dunklen Ecke lauert >es< dann und wartet darauf, dass ich einen Fehler mache. Heute war der erste warme Tag im Maerz. Es ist schoen, nichts zu tun und der Natur die Aufgabe zu ueberlassen, einen selbst zu beruhigen. >Es ist schoen hier<, wo ich bin, irgendwie warm. Ich weiss, es wird auch wieder kaelter. In Berlin friere ich schnell. >Es< ist eben nicht zu Hause. Dieses >es-Gefuehl< beschreibt der Krimiautor Henning Mankell in seinem Buch >Hunde von Riga<. Er entwirft darin ein bestimmtes Bild von den Westeuropaeern. Alle hegen sie den gleichen Wunsch. Naemlich den, auf ein riesiges Segelboot zu steigen und den Kontinent zu verlassen. Vielleicht hat er Recht. Wer will denn schon wirklich bleiben? Und wer geht wirklich? Manchmal kommt es mir so vor, als ginge es nur darum durchzuhalten und alles zu ueberstehen. >Es< gibt einem viele Raetsel auf. Aber warum ist >es< eigentlich so schwer? Und wie kann man >es< noch beschreiben? >Es< ist die tiefe innere Beklommenheit, die in uns steckt. In mir. >Es< sind Zweifel, >es< sind Gratwanderungen, die wir jeden Tag durchmachen, manchmal ohne es zu merken. Ich weiss nicht, ob jedem dieses Gefuehl bewusst ist, mitten am Tag auf einmal zu erwachen. Dazustehen, aus seinen Notizen aufschauend, oder im Verkehr stehend und zu denken: >Was soll das eigentlich? Warum mache ich dies und warum jenes? Warum bin ich nicht gut zu meinen Eltern? Warum bin gerade ich nicht verliebt?< Vielleicht ist das der richtige Weg, >es< zu finden. Sich einfach fragen, ob eigentlich alles richtig laeuft und ob man ueberhaupt ehrlich zu sich selbst ist. Gerade im Winter gibt es fuer mich immer wieder Momente der Stille. Es sind solche, in denen ich stehenbleibe. Einfach nur stehenbleibe. >Es<, das Unbeschreibliche, das Unausweichliche und das Unausgesprochene, scheint dann wie weggeflogen. Nichts ist mehr undefiniert. Dem Schnee beim Fallen zuzuschauen, laesst das Leben lebenswert erscheinen. Geklaert ist dadurch nichts. >Es< ist eben was es ist.