In Japan kann es gefährlich sein, zu einer bestimmten Zeit am falschen Ort zu tanzen. Denn Clubs benötigen eine Genehmigung für das Tanzen. Gegen diese Politik regt sich nun Widerstand im Land der aufgehenden Sonne, in dem Firmen wie Pioneer, Vestax und AKAI weltberühmte DJ-Turntables und Lautsprecher herstellen. Netzexpertin und Berliner Gazette-Autorin Keiko Tanaka mischt sich unter die aufbegehrenden Clubgänger.
*
Die Strangulierung der Clubszene in Japan schreibt das „Fueiho“ vor, ein Gesetz für Unterhaltungsbetriebe. Nicht-autorisierte Clubs müssen um ein Uhr morgens schließen, sonst droht ihnen eine Polizeirazzia. Das Gesetz für Unterhaltungsbetriebe entstand 1948 als Versuch die Prostitution in Tanzhallen zu stoppen. Nach dem Kriegsende 1945 etablierte Japan ein System von staatlich akzeptierter Prostitution, um die alliierten Truppen, die das Land besetzt hielten, bei Laune zu halten. Für Kabaretts, Cafés und Bars wurden Tänzerinnen gesucht.
Nur ein Jahr später erließ die amerikanische Armee ein Verbot für den Besuch dieser Etablissements. Das Ergebnis waren Tausende von arbeitslosen Frauen, von denen viele anderenorts ihren Körper verkauften. Die damalige Politik sah die Tanzhallen als Brutstätten für Prostitution an und erließ strikte Regulationen. Seit damals hat das Gesetz ein paar Veränderungen durchlebt, aber es existiert immer noch.
Nachtclubs haben es jahrelang geschafft, die Lizenzregeln zu umgehen, sie haben saisonale Betriebsverbote, Schließungen und Verhaftungen hingenommen. Aber in Kansai, der am zweit stärkst besiedelten Region Japans hat die Polizei 2011 begonnen, das Gesetz durchzusetzen und hat die Clubs fest im Griff. Im April 2012 wurde der Club Noon in Kansai um 10 Uhr abends von der Polizei geschlossen, angeblich weil er Menschen erlaubt hatte in einer nicht linzensierten Halle zu tanzen.
„Save The Club Noon“: Das Recht zu Tanzen
Die Schließung löste Empörung unter den Feiernden und Künstlern hervor und zeigte, dass die Polizei jederzeit ohne Haftbefehle gegen die Clubs agieren konnte. Mit einem 4-tägigen Festival mit dem Titel „Save The Club Noon“, an dem 90 Künstler teilnahmen, demonstrierten sie für das Recht zu Tanzen. In den Augen von Rockmusiker und Punk-Ikone Akihiro Namba sind Gesetze wie dieses ein absurder Versuch die Jugend zu kontrollieren. Die Politik habe Angst vor ihnen. Andere, wie der Soziologe und Doktorand Noritoshi Furuichi sehen in der Situation eher den Versuch der Regierung den freien kulturellen Ausdruck zu unterdrücken.
Verfechter der Clubszene haben eine Kampagne mit dem Titel „Let’s DANCE“ gestartet. Die Initiative argumentiert, dass der einfache Akt des Tanzens von jeglichen rechtlichen Vorschriften ausgeschlossen sein sollte. Die Organisatoren der Kampagne haben über 150 000 Unterschriften für ihre Petition gesammelt. Am 20. Mai 2013 übergaben sie diese an das Parlament mit der dringenden Bitte, das Gesetz für Unterhaltungsbetriebe zu überarbeiten.
Nicht alle teilen den Wunsch nach mehr Anerkennung der Clubszene. Die Hardcoreband Down4realize wünscht sich zwar mehr Verständnis der allgemeinen Öffentlichkeit für die Clubszene, äußerte auf Twitter Bedenken über das Ziel Clubs zu gesunden kulturellen Orte zu machen. Sie könnten ihren Charakter verlieren und zu Orten werden, die bestimmten Leuten versagt sind. Ein Teil der Anziehungskraft von Clubs bestehe in seiner dunklen Seite, der auch Außenseitern einen Raum böte.
Anm.d.Red.: Aus dem Englischen übersetzt von Anne-Christin Mook. Foto von telomi (by-nc-sa).
Das die Polizei einfach so eingreift, finde ich nicht gut. Gut finde ich aber, das der Artikel das thematisiert.
Hier in Berlin gibt es ja viel mehr das Problem, dass zu viele gute Clubs aus dem Boden schießen. Viel zu viele für zu wenig Menschen. Hinzukommen noch die vielen Bars und Galerien ohne Eintritt, die am Wochenende auch zu Feierlocations werden. Die Konsequenz ist natürlich, dass viele Clubs zumachen müssen, weil sie zu wenig Zulauf haben.
naja alles illegale in berlin also die ganze open air szene kann auch nicht mehr so unbeheligt agieren wie noch 2009… da haben sogar die etablierten clubs sich eher uncool eingemischt.