Kooperativ sein. Eine wichtige Tugend. Wer nicht mitmacht wird ausgeschlossen. Aber wer wuerde nicht kooperativ sein wollen? Na, da fallen einem schon einige Beispiele ein. Etwa wenn Autoritaeten im Befehlston zur Kooperation auffordern – da rebellieren nicht nur Pubertierende. Neuerdings gilt Kooperationsverweigerung als Geste eines souveraenen Subjekts.
Eines Subjekts, das sich dem Diktum der Kooperation entzieht und damit einer Gesellschaft, in der alle in alles eingebunden und Wahlmoeglichkeiten gekuerzt werden wie sonst oeffentliche Gelder. Hadern, die Maschine blockieren, nein sagen. Musiker wie Dirk von Lowtzow koennen davon ein Lied singen. Buecher darueber heissen >Nicht(s) sagen<, >Ueber das Zaudern< oder >Performanzen des Nichttuns<.
Die Kultur der Kooperation hat auch positive Seiten. Menschen sind ansprechbar. Informationen zirkulieren. Das Verkehrsaufkommen waechst. Verbindungen werden moeglich, die gestern vielleicht noch undenkbar gewesen waeren. Email-Networking waere ein Beispiel. Allerdings auch ein Beispiel dafuer, wie man zusehends zu vergessen scheint, dass Quantitaet allein nicht zaehlt. Ich muss nicht alle kennen, nicht ueberall mitmachen, nicht alles wissen. So ist das. Aber den Spam-Alarm auszurufen reicht nicht aus. Genauso wenig Filter aufzuruesten. Oder alles abzublocken. Kooperation in Gestalt von Networking bleibt wichtig, um Gesellschaft und Geschichte zu machen. Aber wir muessen Standards setzen. Wir muessen Kooperationen durchdenken.
Was wollen wir multiplizieren? Was wollen wir sichtbar machen? Was wollen wir gestalten? Es beginnt bei den beteiligten Akteuren, ihren Erwartungen und Ansaetzen, Herangehens- und Arbeitsweisen. Entweder wurde die Frage nach Inhalten vorher gestellt oder jetzt. Aber sie muss auf jeden Fall gestellt werden, bevor es losgeht, bevor Logos getauscht und Links gesetzt werden. Es gilt ein neues Anspruchsdenken einzufuehren. Kein passives Kommen lassen und Angebote sondieren. Das nicht. Ansprueche entwickeln und haben muss etwas anderes bedeuten: Wir brauchen ein Gespraech ueber das Wie, einen gesellschaftlichen Dialog ueber die Bedingungen und wie man sie verbessern kann, damit das Prinzip der Kooperation nicht ausgehoehlt wird.