Der Meinung, dass wir in einem Polizeistaat leben, bin ich schon lange, auch wenn ich es selten am eigenen Leib zu spueren bekomme. Vor einiger Zeit wurde ich jedoch zum ersten Mal Opfer der Staatsgewalt. Am Bahnhof Lichtenberg wurde ich bei meinem Weg vom Baecker zum Zug von zwei Polizeibeamten angehalten. Der mich stoppende Polizist forderte mich auf, ihm meinen Personalausweis zu zeigen. Als ich ihn fragte, welchen Grund es fuer diese Aufforderung gab, begruendete er es mit der Aussage: >Weil hier Polizei steht.<, und verwies auf seine Uniform.
Ich entgegnete, dass er meinen Ausweis gerne sehen koenne, wenn ich dann auch seinen sehen duerfe. Ich haendigte seinem Kollegen meinen Ausweis aus und betrachte in der Zwischenzeit seinen. Sein Kollege ueberpruefte meine Identitaet per Funk, waehrend er mir noch weiss machen wollte, dass sie eine allgemeine Personenkontrolle durchfuehren. Dass es sich jedoch nicht um eine allgemeine, sondern willkuerliche Kontrolle handelte, kann ich deshalb sagen, weil ich die Gelegenheit hatte die Beamten eine gute halbe Stunde lang zu beobachten und in dieser Zeit niemand auf seinen Ausweis hin kontrolliert wurde.
Als sein Kollege mir meinen Personalausweis zurueck gab und ich mich noch halb verstoert zum Zug begab, fiel mir wieder ein, dass wir in Deutschland eigentlich gar keine Mitfuehrpflicht fuer den Personalausweis haben, sondern nur eine Ausweispflicht. Am Ende stellen sich fuer mich noch zwei Fragen. Erstens: Wer kontrolliert eigentlich die Kontrolleure? Und zweitens: Wessen Personal sind wir eigentlich, oder warum heisst es Personalausweis und nicht Personalienausweis?