Vor einigen Tagen purzelte eine Email meines texanischen Freundes Charlie ins Postfach. Charlie ist Demokrat und unterstuetzt Barack Obamas >run< auf das Weisse Haus. Er reist fuer Obama durchs ganze Land, leitet Informations- bueros, schlaegt sich Naechte um die Ohren, telefoniert mit wildfremden Menschen und sammelt Spenden.
Manchmal geht er dafuer auch von Tuer zu Tuer. Das alles macht Charlie ohne einen mueden Dollar dafuer zu bekommen, er opfert sogar seinen Urlaub. In seiner Email versichert er mir, dass es jetzt, nach Obamas Sieg ueber Hillary Clinton, erst richtig losgehe: >Obama vs. McCain. Past vs. Future. I am ready for it. I will fight for it.< Koennte man unter typisch [US]-amerikanisch verbuchen - immer ein bisschen zu dicke. Aber Charlie meint es ernst. Er kaempft mit jeder Faser seines Koerpers. Ist das auch typisch US-amerikanisch? Politisch sein, an den Wandel [change] auch wirklich glauben, den Obama prophezeit? Ich weiss nur, dass ich fuer keine Partei und fuer keine Person soviel geben, soviel opfern wuerde. Doch darueber laesst sich mit Charlie nicht diskutieren. Wenn ich ihn frage, ob Obama denn wirklich etwas bewegen koenne, dann kommen einstudierte Saetze aus dem Mund des Jungdemokraten. Hoert sich alles gut an und wirklich sehr politisch.
Aber ist das Politik? Was kann sie erreichen? Wen kann sie erreichen? Heute startet Berlin 08, das Festival fuer junge Politik. 10.000 >Jugendliche< aus ganz Deutschland werden erwartet. Es soll diskutiert und gefeiert werden. Die Message: Politik ist cool und Partizipieren noch cooler. Die wenigen jungen Menschen, die es hier noch gibt, werden bezirzt mit angesagten Bands und dem Festival-Feeling, zwischendrin ein bisschen Politik - das tut nicht weh! Charlie wuerde jetzt sagen, dass man in dieser Zeit genauso gut Cookies fuer seinen Kandidaten backen und diese auf einer Spendengala verkaufen koenne.