Der Hauptgrund fuer mich nach Berlin zu gehen, war ein Plattenvertrag beim Solarkollektiv. Als ich Anfang 2001 tatsaechlich hier eintraf, fing ich an bei gate5 als Designer Geld zu verdienen. Den Job hatte ich fuer ein Jahr, und mir wurde schnell klar, dass ich nicht gleichzeitig an der Produktion meines Albums arbeiten konnte. Also fing ich an, Geld fuer einen Road-Trip zu sparen.
2002 reiste ich dann fuer neun Monate quer durch Europa und als ich nach Berlin zurueckkam, hatte ich mehr als 90 Prozent meines Albums fertig. Mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich mir diese Zeit genommen habe. In unserer Gesellschaft ist es leicht, dem Komfort zu verfallen. Auf einmal ist alles langweilig und einem fehlt die Inspiration. Mein Abschied davon war zwar auch nur temporaer und leicht artifiziell, aber fuer ein Jahr war es mir recht, mich auch mal in misslichen Situationen wiederzufinden. Ich erinnere mich noch genau an eine Nacht in Milan, als ich mit meinem Powerbook an die Brust gedrueckt auf der Strasse schlief.
Waehrend ich das hier erzaehle, wird mein Album >Soulhack< gerade gemastert. Wenn das getan ist, gehe ich zurueck nach Stockholm und schreibe eine akademische Arbeit im Bereich Computerphilosophie. Im Sommer werde ich zur Release zurueck nach Berlin kommen, und dann wird wohl meine Tournee starten. Neben meiner Taetigkeit als Musiker werbe ich fuer >Indyfund<, eine Community aus ca. 170 Leuten, die ihre Projekte gegenseitig unterstuetzen. >Indyfund< haben wir ins Leben gerufen, weil wir aergerlich darueber waren, wie schwer es ist, unabhaengige Projekte zum Laufen zu bringen. Wir haben schnell kapiert, dass die wichtigsten externen Faktoren ein guter Kontext und geeignete Finanzierungsmoeglichkeiten sind. Heute wollen die Leute nicht mehr Teil von grossen Organisationen sein. Deshalb wollten wir auch keine weitere >Underground<-Organisation gruenden, mit regelmaessigen Treffen, ewigen Diskussionen etc. Wir wollten eine Organisation, die so unaufdringlich wie moeglich ist: Indyfund hat kein Logo und wir reden kaum in der Oeffentlichkeit darueber. Wir wollten eine Plattform, die unsere sozialen Netzwerke erweitert und Finanzierungen ohne buerokratische Wege ermoeglicht. Mittlerweile unterstuetzen wir Projekte mit demokratischen Methoden und haben eine feste Organisationsstruktur, die nicht weiter zur Diskussion steht. Alles laeuft uebers Web mit minimalem Administrationsaufwand. Das Prinzip ist einfach: Alle Mitglieder zahlen monatlich einen Betrag von 4 Euro, wovon 95 Prozent an jeweils ein Projekt gehen, dass von allen als foerderungswuerdig empfunden wird. Zum Glueck sind wir eine Gruppe von Leuten, die viel Erfahrung mit Webapplikationen hat, also war es nicht so schwer, eine gemeinsame Plattform zu entwerfen. Anfang 2001 unterstuetzte uns >The Foundation of Future Culture in Sweden<, da konnten wir richtig loslegen. >Indyfund< V1 ging am 31. Maerz 2001 online. Der Neustart der zweiten Version war am 2. Februar 2002 in Berlin. Mittlerweile gibt es fuer uns viele Moeglichkeiten zur Weiterentwicklung, aber eigentlich bin ich erst mal froh, dass wir ohne grossen Aufwand so viele Projekte unterstuetzen koennen. Schwerpunkt sind dabei die einzelnen Projekte und nicht >Indyfund< als Organisation. Ich freue mich ueber jedes Projekt, das wir mit unserem Finanzierungsmodell ermoeglichen koennen und die Mitglieder natuerlich auch. >Indyfund< hat auch seine Macken. Man muss z.B. >eingeladen< werden, um Mitglied zu werden. Dadurch steigt die Anzahl der Mitglieder langsamer als wir dachten. Aber es gibt auch ziemlich ambitionierte Plaene: Eine kleine Gruppe denkt darueber nach, 100.000 Euro von >The Foundation of Future Culture in Sweden< zu pitchen. Wenn wir diese Summe bekommen koennten, waere das ein riesiger Antrieb. Das Geld wuerden wir fuer die Projekte und zur Entwicklung unsere Verwaltungsstrukturen einsetzen.