Rike findet bei ihrer Rueckkehr in die Plattenbausiedlung, in der sie aufwuchs – 1980 noch ein hochmoderner Vorzeigebau, heute fuer die Abrissbirne freigegeben – eine Geisterstadt in der Wueste vor. Die stickige Leere nimmt ihr die Luft zum Atmen. Durch das verlassene Viertel streifend traeumt sie von der Rettung ihrer Heimat durch einen Aufstand. So fantasiert sie sich die blonde Edeka-Kassiererin Anita zusammen, eine patent-verschmitzte Mutter der Kompanie in Leggins und Hausfrauenkittel, und Johan, den Chefstrategen der Operation Autonomiegebiet im Existenzialisten-Look.
Generalstabsmaessig planen sie, einen Zaun zur Abriegelung der Siedlung zu errichten, die bereits leer stehenden Geschaefte zu sprengen, die Tankstelle und die Kaufhallen zu uebernehmen, Nahrungsmittel in den Parks anzubauen. Mit Hilfe von Anita und Kneipenbesitzer Guenter, Jeanshemd und Kunstlederweste, selbst sein bester Kunde, werden Nachtpatrouillen eingerichtet. Alex ist der unerschrockene Aktivist im Kapuzenpulli. Er besorgt Waffen und kappt die Kabelanschluesse: ein Held, der auch zum Verlieben taugt. Ob und wie der Plan zur Befreiung von der erdrueckenden Leere durch freiwillige Ghettoisierung funktionieren kann, weiss niemand wirklich, am wenigsten Rike.
Waehrend der Gespraeche zur Vorbereitung des Aufstands klinken sich Beteiligte immer wieder aus und erzaehlen in Selbstgespraechen von der Revolte als etwas Vergangenem und vielleicht schon Gescheitertem. Schliesslich sabotiert Rike den eigenen Traum. Sie greift selbst ein und uebernimmt Patrouillen, doch als es ernst wird und der Zaun gebaut ist, will sie nichts mehr davon wissen; der Traum bricht ab. So schnoerkellos die Sprache dieses Theaterstuecks, so minimalistisch ist das Buehnenbild. Die Waende sind grau verhaengt, es gibt einen Klingelblock und ein paar Briefkaesten. Einzige Requisiten sind Wasserflaschen, die Waffen darstellen. Geschossen wird nicht, nur getrunken, gegen den Durst in der Wueste.