Ich versuche die meisten Strecken in Berlin mit dem Fahrrad zurueckzulegen. Bei Freunden die im B-Bereich wohnen, gestaltet sich das ziemlich schwierig und ich greife auf den oeffentlichen Nahverkehr zurueck. Lange Warte- und fahrzeiten zwingen mich dann oft dazu ein Buch zu lesen und wenn mal keines zur Hand ist, muss eben die Reklame von gegenueber herhalten. Als ich neulich beim Zahnarzt war, musste ich auch mal wieder in alten Zeitschriften lesen. Echt aergerlich wenn man endlich einen interessaten Artikel gefunden hat, und dann unterbrochen wird, weil die Sitzung beginnt.
Wenn ich jedoch von einem trueben Arbeitstag nach Hause komme und mich aus den nassen Klamotten pelle, bin ich heilfroh, wenn ich bei etwas ruhiger Musik und einem spannenden Buch abschalten kann. Ich ziehe mich in die gruene Ecke meines Zimmers zurueck, schalte die Stehlampe ein, schlage den aktuellen Schmoeker auf und beobachte nochmal wie der Dampf aus der Teekanne steigt, bevor ich mich im Buchstabendschungel verliere. Aus den Boxen klingt melancholisch die Stimme Erlend Oyes von den Kings of Convenience.
Als ich jedoch das letzte Mal bei meinen Eltern war und mich gekonnt aus der Familienfeier ausklinkte um mir im oberen Stockwerk eine gemuetliche Atmosphaere und den guten Sokrates zu Gemuete zu fuehren, wurde ich dabei zeitweilig von meinen Verwandten unterbrochen. Meine Mutter spazierte samt Onkel und Tanten einfach so in das von mir gewaehlte Exil und hinterliess in meiner Psyche eine Schneise der Unruhe. Es dauerte eine Weile bis ich wieder in den heisse Sommernacht des Athens der Antike abgetaucht war.