Gestern, am 18. Juni feiert Juergen Habermas seinen 80. Geburtstag. Zu dem Anlass und ganz allgemein steht ein Luhmann-Opfer wie ich ganz gerne reflexhaft in Opposition zu Habermas und seiner Theorie, auch wenn ich von beiden nicht viel mehr weiß, als was mich Luhmann durch Seitenhiebe hat wissen lassen. Rundum ungerecht ist also mein arg beschraenktes Interesse und Wissen am Geburtstagskind. Aber so schlimm, Frau Toennies? Kann ich mir gar nicht vorstellen, muss ich mir selber mal anschauen. Bitte seien Sie mir nicht boese, Frau Toennies, wenn ich nicht mit Ihrer Sicherheit mithalten kann.
Man kann schon mal nicht sagen, der Geburtstag wuerde nicht gut zum Wahljahr 2009 passen; hat sich Habermas doch gerne mit der Demokratie herumgeschlagen. Seine deliberative Demokratie ist ausdruecklich unabhaengig von der Tugendhaftigkeit ihrer Buerger, aber auch kein einfacher Deal eigennuetziger Individualisten. Auch soll sie als pluralistische Politik nicht hauptsaechlich ethisch sein, d.h. soll sich nicht staendig mit der Frage beschaeftigen, wie eine gute Gesellschaft beschaffen ist und zu erreichen waere. Wichtig ist vielmehr, dass verschiedene Werte und Interessen prozessiert werden, die je fuer sich gerade nicht die Identitaet der Gesellschaft behandeln.
In Habermas Demokratie kommt alles auf die Kommunikationsbedingungen der Meinungs- und Willensbildung an. Es kommt darauf an, wie eine oeffentliche Meinung zustande kommt und in Wahlen politische Form gewinnt. Oeffentlichkeit kann weder handeln noch herrschen, aber sie kann politische Macht in bestimmte Bahnen lenken und als solidarisches Gegengewicht zu den Gewalten Geld und Macht wirken. So hofft es zumindest Habermas und ich will gerne mit ihm hoffen. Und eines will ich empfehlen: Bei berechtigten Zweifeln Toennies ueberspringen und gleich Habermas lesen.