Es gibt eine Menge von Themen, die in naechster Zukunft wichtig sein werden. Zunaechst ist da die Energiefrage, die auch damit verbunden ist, inwieweit es den unterentwickelten Laendern gestattet sein wird, sich bei der Diskussion globaler Angelegenheiten zu beteiligen. Dazu kommen dann noch ihre billigen Arbeitskraefte und vielleicht der exotisch guenstige Tourismus. Vor allem die Energiefrage wird von Tag zu Tag wichtiger, da der Vorrat an erschoepflichen Energietraegern bald verbraucht sein wird. Ich frage mich, wie sich bis dahin die Beteiligung dieser Laender veraendern wird.
Man kann es schon an Laendern wie Iran oder Venezuela erahnen und auch in Mexiko, allerdings auf eine andere Art. Diese Laender werden ihre gesamte oekonomische Grundlage verlieren, da sich der Energiemarkt zu Gunsten von Solartech- nologie, Kernfusion, Windkraft etc. veraendert. Ich moechte daran erinnern, dass die beiden wichtigsten Faktoren der mexikanischen Wirtschaft der Export billiger Arbeitskraefte in die USA und das Oel sind, darueber hinaus sind noch der ganze Maya-Tourismus, die Straende und so weiter von Bedeutung. Moeglicherweise auch die Industrie, aber dieser Faktor ist nicht so wichtig, wie die anderen drei.
Dann ist da noch das ganze Thema der kulturellen Diversitaet und natuerlich der Sprache. Letztlich repraesentiert doch die Kultur eines jeden Landes einen >eigenen< Blick fuer das Leben auf diesem Planeten und somit auch auf die Art, wie Dinge geregelt werden sollten. Es gibt Filmindustrien, wie die nigerianische oder die indische, Musikindustrien wie >Reggae- ton< oder >Tekno Brega<, gesprochene Dichtung und orale Tradition wie in Mexiko und die Kultur des Visuellen in den Vereinigten Staaten. Ich persoenlich glaube nicht an Hunting- tons >Clash of Civilisations<, aber das ist unwichtig, denn das Gefaehrliche ist, dass viele der kriminellen Fuehrer der Welt daran glauben. So koennten ganze Industriezweige auf einmal fuer illegal erklaert oder daran gehindert werden, ein zu grosser Einfluss- faktor fuer den Mainstream zu werden, so wie zum Beispiel das arabische Fernsehen oder die chinesische Industrie. Es ist heutzutage mehr als offensichtlich, dass Ideen nicht nur in Europa und Nord-Amerika enstehen. Definitiv gibt es Bedarf fuer einen gemeinsamen Raum zur Diskussion, zum Austausch von Ideen, einem Raum, der auch offen ist fuer nicht-textuellen Ausdruck. In gewisser Hinsicht bin ich aber argwoehnisch gegenueber Netzwerkstrukturen. Auch wenn sie bewiesen haben, dass sie in vielerlei Hinsicht effektiv sind, haben sie doch Schwierigkeiten Wurzeln zu schlagen, und auf lange Sicht werden genau diese Wurzeln gebraucht. Die Frage, wie man Globalisierungskritik im Zentrum der Aufmerksamkeit halten kann, ist eine sehr schwierige, weil diese Art der Kritik so voellig verschraenkt mit und abhaengig von pragmatischen Dingen ist, die unternommen werden muessen, um die Frage der Globalisierungskritik ueberhaupt lebendig zu halten. Am Ende scheint es, dass die Globalisie- rungskritik umso naiver wird, je raffinierter sie ist und je weniger strategisch-affirmative Aktionen gegen den Neo- Liberalismus unternommen werden. Ich bin daher fuer die Schaffung von koordinierten und unkoor- dinierten Programmen und Aktionen, um den Kampf gegen den vernetzen Kapitalismus so lange am Leben zu erhalten, wie immaterielle Arbeit sich zu einem Luxus entwickelt, der zwangsweise von einer Masse unbekannter, subhumanoider Arbeiter getragen wird, die durch die massive schwarze Magie des Fernsehens versklavt wurden. [Anm. d. Red.: Der Autor ist Medienaktivist und Gruender von Possible Worlds]