In unserem just erschienenen Buch >Ordnungen im Wandel< versuchen wir der Vielfaeltigkeit des Phaenomens Globali- sierung auf die Spur zu kommen. Statt von einem einzigen, gleichfoermigen Prozess von wirtschaftlicher, politischer, sozialer und kultureller Globalisierung ist die Welt heute von Bruechen und Ueberlappungen von Ordnungen, ob lokal, national oder global, gepraegt. Das Bild des Staats als >Container<, als abgeschlossenes Gebilde, in dem Gesell- schaft, Politik und Wirtschaft organisiert sind, ist damit passe.
Zum Teil brechen diese neuen Ordnungsvorstellungen mit unseren Denkweisen ueber unser gesellschaftliches Zusammenleben, in denen der Staat lange als zentrale Steuerungsinstanz galt. Zum Teil zeigen sie, wie dieses Staatsdenken immer nur einem Idealbild von Ordnung folgte, das in allen Weltregionen unterschiedlich umgesetzt und gefuellt wurde. Zum Teil vollziehen sie nach, wie auch ohne >Staat< soziale Ordnungen entstehen und funktionieren. Politik wie Wissenschaft tendieren dazu, diese widerspruechlichen Ordnungen gerne eindeutig zuordnen zu wollen am liebsten in bekannte Kategorien wie staatlich und international . Obwohl dies aufgrund ihrer Hybriditaet kaum moeglich ist. Einer unser zentralen Anliegen ist es, darzustellen, wie klassische sozialwissenschaftliche Heran- gehensweisen darum viele dieser hybriden Phaenomene uebersehen. Eine breitere transdisziplinaere Verstaendigung ist noetig. Warum? Um die Multidimensionalitaet unserer globalisierten Welt ueberhaupt beschreiben zu koennen. Studienobjekte koennen dabei ebenso die Privatisierung von Stadtmanagement sein, wie die Ausbildung nicht-staatlicher Sicherheitsordnungen in sogenannten >failed states<. Die Analyse all dieser Veraenderungen staatlicher Ordnungen und globaler Zusammenhaenge hilft uns zu verstehen, wo politischer Handlungsbedarf besteht und wo politische Kritik ansetzen muss. Der Globalisierungsprozess veraendert Identitaeten, unser Verstaendnis von Betroffenheit von globalen Vorgaengen, gleichzeitig aber auch die Steuerungsreichweite vieler traditioneller staatlicher Organe. Politische Reaktionen darauf, bspw. Privatisierung von frueher staatlichen Aufgaben im Bereich der Wohlfahrt oder der Sicherheit, oder die Ausbildung von privat-oeffentlichen Netzwerke veraendern politische Einfluss- und Mitsprachemoeglichkeiten und die politischen Spielregeln. Rein staatlich gedachte demokratische Ordnung ist trotzdem kein zu romantisierendes Ideal, das es in einer historischen Form wiederherzustellen gilt. Die Prozesse von Entstaatlichung und innerer Fragmentierung zwingen uns stattdessen, global ueber neue Formen demokratischer Legitimitaet nachzudenken und Missstaende anzuprangern. In den Blick geraten hier natuerlich auch die Vielzahl von lokalen, transnationalen und internationalen Akteurskonstellationen und -netzwerke, meist beschrieben als Global-Governance-Konstellationen. Sie bestehen neben staatlichen aus einer Vielzahl privater und zivilgesellschaftlicher Akteure, die sich am Prozess der Politikgestaltung beteiligen. An welche Legitimitaetskriterien Global Governance bzw. auch internationale wirtschaftliche Interaktion gebunden werden sollte, ist eine Frage, die wissenschaftlich wie politisch zu wenig Beachtung erhaelt. [Anm. d. Red.: Die Verfasserin dieses Beitrags ist Mitherausgeberin des Buchs >Ordnungen im Wandel. Globale und lokale Wirklichkeiten im Spiegel transdisziplinaerer Analysen< [transcript, 2008]]