Alles verdrehen. Oder Sich-Zurechtdrehen – das kann man tatsaechlich immer und mit allen Themen. Das Programm dazu lieferte der philosphische Konstruktivismus – in seiner rueden Auslegung. Vor allem Kulturjournalisten scheinen sich laengst ein diebisches Vergnuegen damit zu machen. Egal worueber man schreibt – Hauptsache es kultet so richtig. Und Hauptsache, man kann stolz auf seine Einfaelle sein.
So eben auch mit dem Problem des exzessiven Besaufens, das in England unter >binge drinking< firmiert und bei uns despektierlich >Koma-Saufen< genannt wird. Da braucht man keine Kulturgeschichte des Sich-Besaufens aufstellen, weder an Dichter, Schriftsteller und Rockstars zu erinnern noch eigene >umwerfende< Anekdoten ins Spiel bringen im Sinne etwa des: >Weisst du noch, als wir …<, um den Alkohol am Ende zum >Triebstoff< oder >Schmiermittel< der modernen Gesellschaft aufzuwerten. Das wissen wir doch laengst, moechten wir dem Autor zurufen. Und das hat mit dem Ausgangsproblem rein gar nichts zu tun. Es geht doch nicht um den einen oder anderen Rausch. Oder darum, koreanische Kampftrinker als die haertesten Jungs auf der Erde auszuzeichnen. Sondern einfach um die Frage, ob man es zulassen kann oder soll, dass in Diskotheken an Jugendliche unter der Woche oder am Wochenende Flatrates zum Billigrausch verkauft werden koennen. Um nicht mehr, aber auch um nicht weniger.