Streber, Tussis, Rowdies – auf der Fashionweek Berlin kommt zusammen, was sich sonst nur auf Schulhöfen trifft. In vier Tagen führten Designer ihre Leistungen vor und Modejournalisten erstellten Zeugnisse. Jetzt sind alle in den Sommerferien und es wird Zeit für einen abschließenden Bericht für’s Klassenbuch.
Sozialisiert durch Bravo Girl und InStyle wollte ich endlich sehen, was eigentlich dran ist am Mythos Fashionweek. Die Lounge im Fashionweek-Zelt auf dem Bebelplatz erinnert mich sofort an einen Schulhof. Die Tussis staksen zwischen Toilette und Sitzbereich hin und her, begrüßen unterwegs ihre Freundinnen mit Bussis. Die Schnorrer bleiben immer in der Nähe der Sponsorenstände, um sich ungehindert mit Wasser, Sekt und Energy-Drinks versorgen zu können. Die Streber arbeiten schon vor und tippen auf ihren Laptops herum. Dazwischen die Vorwitzigen von der Schülerzeitung, die die Promis interviewen.
Ich habe Plätze für die Eröffnungsshow bekommen, die der Münchner Designer Marcel Ostertag bespielt. Apropos München, es scheint als ob in diesen Tagen halb München nach Berlin gepilgert ist um mal Berliner Streetstyle-Luft zu schnuppern. Die Austauschstudenten aus dem Westen – um bei der Metapher zu bleiben. Dann staunt die Schickeria auf Exkursion: Berlin ist ja so verrückt! Vor allem Prenzlauer Berg und Kreuzberg gefalle ihnen. Sprachen sie und gingen ins Quartier 206 shoppen.
Highheels und Hohlkreuze
Ein paar Reihen hinter den Münchner Vorzeigelehrerinnen Patricia Riekel, Petra Winter und Annette Weber sitzen ihre Schüler. Teenager im Alter von 15 bis 17, in Röhrenjeans, mit Ketten behangen, mit High Heels oder spitzen Lederschuhen, versuchen knipsend das beste Foto zu erheischen. Die berühmt-berüchtigten Modeblogger. Ich stelle mir vor, wie sie neben Punkern, Hoppern und Nerds mit ihren iPhones auf dem Schulhof stehen und Vintagekleidung tauschen.
Auf den Laufstegen geht es für meine Begriffe eher bieder zu. Hier und da ein Nippelblitzer. Sonst nur High Heels und Hohlkreuze. Die Mode ist tragbar, das liegt aber eher an der Stadt, die für Haute Couture kaum etwas übrig hat. Ein Enfant terrible gibt es allerdings. Designer Patrick Mohr ist der Schulrowdie und versucht mit aufgeklebten Glatzen und Fusselbärten gegen das Establishment zu protestieren. Am Ende schockt er das Publikum mit einem magersüchtigen Model.
Auch Michael Michalsky will ein bisschen provozieren und schickt ein Model mit Beinprothese auf den Laufsteg. Die Models mit den Prothesen sind dann wohl die Außenseiter auf dem Schulhof Fashionweek. Sie sind nicht so wie die anderen, immer umgeben von einer geheimnisvollen Aura und deshalb von jedem heimlich bewundert.
SEXY!
Hohlkreuz und Highheels! Haha, habe herzlich gelacht ;)
ich entnehme diesem Beitrag einige interessante Hinweise für die Fashion-Polizei, die künftig auf Schulhöfen eingeführt werden sollte :)
@ Beatrice: Die dann den Tauschhandel auf eventuelle dubiose Handlungen hin überwachen? Also bspw. illegal eingeführte Pelzwaren, die von Motten befallen sind.
mmmm, neues Profilbild der Autorin? Sommerlich!
interessiere mich eigentlich nicht für Mode und den Zirkus drumherum, aber das hier ist ein schöner Schnapschuss.
Chapeau!
Hätte gerne mehr über die Damentoilette des Schulhofs gelesen :)
@Rainald: Die waren eher unspektakulär. Immer ne Schlange davor weil 2 von 4 Klos “außer Betrieb” waren – bis dann der Chef der Klofrau erklärte, dass sie nach der Reinigung die Schilder abnehmen könne. Bis dahin sind einige Damen auch auf die Herrentoilette verschwunden. Die Herren fanden das amüsant. Also ging es in diesem Bereich fast lockerer zu als draußen…aber ist ja oft irgendwie so…