Es ist wieder passiert und es ist ein Fressen fuer die Presse. Wieder konnte man im Prenzlauer Berg auf Plakaten lesen, “Schwaben” seien im Berliner Osten von irgendwem nicht erwuenscht. Waren die Plakate vor zwei Jahren noch fast liebevoll designt, sind die Versionen dieser Saison um einiges platter.
Aber natuerlich: Boese Plakate gibt es viele. Auch muss es kein Grund zur Beunruhigung sein, wenn die Berliner Zeitung eine >Welle von Schwabenhass< auszumachen meint und Welt.de deshalb um die Mediaspree heult. Komisch fuehl ich mich aber als – jetzt ist es raus – bayrischer Schwabe, wenn mir Leute auf Parties erzaehlen, wie schlecht >die Schwaben< in Berlin seien. Auch wenn ich alles andere als angefeindet worden bin, scheint das Bild der ignoranten >Schwaben< doch bekannt und verbreitet. Weniger bescheuert wird das auch dann nicht, wenn erklaert wird, das >Schwabe< nur Synonym sein soll fuer Schnoesel oder Yuppies aller Art. Aber von der Seite kommt man der Sache zumindest naeher, denn Ursache fuer diesen komischen Bedeutungswandel ist ein Prozess, den andere Staedte dem schoenen Berlin vorgemacht haben. Gentrifizierung waere ein Wort fuer diese Entwicklung. Bestimmte Stadtteile werden gerade bei den Leuten beliebter, die Geld haben, und eben deshalb insgesamt teurer.
So rum wird auch klarer, was eigentlich das Problem ist, naemlich das Ghetto – sei es eines fuer Arme oder eines fuer Reiche, eines fuer Schwaben oder fuer Tuerken, fuer Gruenhaeutige oder eines fuer Leute mit gelben Hosen. Scheiße wird es immer dann, wenn keine soziale Variation moeglich ist. Da ist es wenig hilfreich, dass segregierte Viertel als wirtschaftlich wertvoller gelten. Denn letztendlich kommt es gerade dort, wo man >unter sich ist<, zu so einem angenehm einfachem Wir-gegen-Die-Bloedsinn, selbst wenn die Realitaet der Einbildung gar nicht recht entsprechen mag.