In ihrer Neujahrsrede versprach Angela Merkel, dass trotz schwerer Zeiten weiterhin in >Bildung< investiert werde. Auf dem Bildungsgipfel in Berlin im Dezember letzten Jahres versprachen die Beteiligten mehr Geld fuer Bildung. Wir zweifeln: Wie viel Geld wird die Politik noch fliessen lassen, bevor im gesellschaftlichen Diskurs bestimmt wird, was dieses ganze Geld ueberhaupt bewirken soll? Wer gestaltet eigentlich die 'Bildungsrepublik Deutschland'? Merkels griffige Wendung hat es bis in den Koalitionsvertrag geschafft, ist sogar eine der wichtigsten Saeulen fuer die Arbeit der schwarz-gelben Regierung. Doch was steckt dahinter? Ein engagiertes Reformanliegen oder ein Rekrutierungsprogramm wie 'Du bist Deutschland'?
Beim Nachdenken ueber Bildung scheint die Politik nicht ueber den Tellerrand der Wirtschaft hinausschauen zu koennen. So wird das im Neoliberalismus gepraegte >lebenslange Lernen< in Zeiten der Krise zur Heilsformel stilisiert: im Sinne einer stetigen Optimierung des >Humankapitals<. >Fehler< [Urquell des Lernens] werden an den Pranger gestellt, >Leistung< wird als unhinterfragbares Leitprinzip gehandelt. >Lernen< und >Bildung< werden zu Formen der permanenten Wissensanhaeufung degradiert. Vor diesem Hintergrund stellt die Berliner Gazette im Rahmen ihres Jahresschwerpunkts 2010 folgende Leitfrage: Wie koennen wir uns immer weiter bilden ohne lebenslang lernen zu muessen? Nach Jahresschwerpunkten zu den Themen Arbeit, Sprache, Zeit, Gemeinschaft und Wasser, beschaeftigen wir uns auch in diesem Jahr mit einem der wichtigsten Gemeingueter unserer Zeit: Bildung. Wir laden ProjektemacherInnen aus allen Sektoren der gesellschaftlichen Innovation [[Sub-]Politik, Oekonomie, Technologie, Kunst, Wissenschaft, etc.] dazu ein, Antworten auf unsere Leitfrage zu geben und so die Bildungsdebatte um neue Perspektiven zu erweitern. Ausserdem laden wir Sie dazu ein, gemeinsam mit unserem Team zukunftsweisende Bildungsangebote zu entwickeln. Wir freuen uns ueber Ihre Anregungen, Kooperationsanfragen und moechten Sie bitten einen kompletten Interview-Fragebogen unter info[at]berlinergazette.de anzufordern.
Sehnsucht nach Bildung
In unserer Gesellschaft, wie ich sie immer stärker wahrnehme, geht es um Wissen und nicht um Bildung. Mens sana in corpore sano es, so sah man es einmal und gemeint war ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, der sich herausbilden sollte, um den vielen Herausforderungen, die das Leben an uns stellt, gewachsen zu sein.
Bildung, so verstehe ich sie, meint das Erwecken, Anleiten, Formen und Wachsen des Individuums, zu einer inneren Größe, die in sich selbst ruht, die nicht als Ergebnis eines staatlich sanktionierten Kadavergehorsams, den Konformismus mit Kanonenfutter bedient.
Bildung, so stelle ich mir ihren eigentlichen Sinn vor, wirkt und bewirkt, dass das Individuum eins mit seinem Geist, denkend, bedenkend, bejahend und verneinend, sich selbst formulierend, kommentierend, kreativ, mit dem wir in mir, bewußt und selbstbewußt handelnd umgeht.
Bildung, als beständiges, nimmer müdes Wachsen, bezeichnet für mich einen Prozess, der mit Freiheit zur Entscheidung zu tuen hat.
Ich sehe, dass immer mehr Freiheit, dem Götzen selbstverliebter Machterhaltung und Konsumstrebens geopfert wird. An Stelle von Pädagogik und gelebter Liebe zum Menschen, sehe ich das Gespenst sklavischen Gehorsams, einer Statistik gläubigen Gemeinde, die Wissen im Wettstreit propagiert und sich mehr der Planerfüllung hingibt, als das Individuum zu sehen, das sich so sehr wünscht, dass seine Talente gesehen, gefordert und gefördert werden.
Gesucht wird nicht Bildung, so scheint es, sondern viel mehr ein Model von Gehirnwäsche, das allen Anfragen auf Gewinnmaximierung, bestmögliche Ergebnisse bringt und Menschen dazu bringt im Sinne des Systems zu funktionieren.
Bildung scheint nicht wirklich gefragt und gewollt, weil sie gefährlicherweise Individuen hervorbringt, die dazu neigen, in eigenständigen Denkwelten zu leben, die nicht mit den Sytemvorausetzungen einer tumben Weltwirtschaft und einem darauf aufbauenden Herrschaftsanspruch kompartibel sind.
Wehe, wenn derer wieder mehr werden, die nach Bildung suchen und sie für sich einklagen, wenn sie die Angst, der von Macht geilen Potentaten, vor jeglicher Art individueller Bildung durchschauen und sich ihnen widersetzen.
Wehe denen, die nicht nur Roboter bauen, sondern auch Menschen nach perfiden Plänen vereinnahmen und klonen wollen. Ich wünsche mir, dass die Saat, die sie aus geklonten Wünschen generieren, misslingt, dass die Versuche fehlschlagen und jene Brut irgendwann den Dienst aufkündigt, wenn sie den Sinn von Bildung erkennt und den Zieheltern nicht mehr folgen will.
Hermann – J. Stumm
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
gähn… hat das nicht irgendein Philosoph äh McSokrates gesagt. Schöne Grüße vom Berufsjugendlichen Jerome
Ein solcher Fuchs der Kaiser…unglaublich!