Das Leben ist eine Reise – hat ein schlauer Schuster mal gesagt. Und in der Tat: Wir sind ständig unterwegs, immer auf dem Sprung, kommen niemals an. Doch wieviel Reise an einem Stück halten Körper und Geist tatsächlich aus? Wann betritt man vor lauter Erschöpfung ein Reich zwischen Tag und Nacht, Wachen und Träumen?
Nahezu 30 Stunden unterwegs. Im Zwischenland. In der Bahn, auf dem Bahnsteig, im Bahnhof. Ich verlasse diese Welt nur dann für wenige Minuten, wenn es gilt, Wartezeiten erträglicher zu machen oder um Besorgungen in der Stadt zu erledigen. Ich werde Teil einer Schicksalgemeinschaft, tausche mit Reisenden aus der Türkei, Andalusien, Australien, Weißrussland, Litauen und Polen Email-Adressen aus.
Menschen, die wie ich gestrandet sind
Ich versuche um zwei Uhr in fremden Zungen zu sprechen, komme ins Stocken, finde Komplizen, wenn es darum geht, dem Schaffner zu übersetzen, dass ich weder ein Ticket, noch die Währung des Landes im Portemonnaie habe, weil alles schief gelaufen ist, was schiefgehen konnte. Ankünfte verzögern sich. Anschlusszüge: schon abgefahren.
Ich finde wenig Schlaf, kaum zwei Stunden auf dem kalten Boden eines Bahnhofs, Minuten am Fenster des Waggons, versuche mich wach zu halten, mich abzulenken, weil ich während der Zugfahrt nicht schlafen und nicht lesen kann, fotografiere die Menschen um mich herum, aus dem Fenster heraus. Das Licht – wie im Traum.
(Anm.d.Red.: Diese Fotos entstanden zwischen Sonntag, dem 22. August, 21 Uhr und Dienstag, dem 24. August, 2 Uhr.)
Wow, ein richtiger Fotoessay! Gar nicht so leicht herauszufinden, wo du genau unterwegs warst. Aber das ist ja vielleich auch gar nicht wichtig.
Schläfrig blinzend und gerade erst aus dem Bett gefallen sage ich: Ich habs erlebt!
Reisen ist, und das wird häufig verschwiegen, keine schöne Erfahrung, allein körperlich nicht: es geht in die Knochen, und wer länger unterwegs sein muss, der brauch eine Erholungszeit, die manchmal den ganzen Urlaub lang dauert.
Pommerland ist nicht abgebrannt?
was ist denn alles schief gelaufen…? und warum?
@ karolina: nicht an allen bahnhöfen kann man mit EC Karte zahlen, züge verspäten sich, anschlusszüge sind nicht mehr da, der computer der frau am ticketschalter streikt viel zu lange…
pläne im allgemeinen und zeitpläne im speziellen geraten durcheinander, alles verschiebt sich, wird enger, das stiehlt zeit zum sortieren, ordnen, organisieren, realisieren,…
@ joerg: nicht in meinem traum…
Wow, it’s great. Especially the night that you spent with unknown people who are from everywhere of the world !
erinnert ein wenig an den film “insomnia”
http://en.wikipedia.org/wiki/Insomnia_%282002_film%29