Englisch erobert die Welt – heisst es immer wieder, etwa wenn es um das Verhaeltnis von Sprache und Identitaet geht. Speziell in Deutschland. Denglish und McDeutsch werden als Symptome herangezogen, um das invasorisch-imperialistische Moment der englischen Sprache zu illustrieren.
Das Deutsche koenne nicht anders, als zu einer Sprachmischung werden, in der das Englische vorherrsche – wann wird es gaenzlich durch den Sound von Event, Ketchup, und Frisbee ersetzt? In Deutschland aber hat man eine verkuerzte Sicht auf die Dinge. Man vermag nicht ueber den Tellerrand staatlicher, geschweige denn historischer Grenzen zu blicken. Was hier und jetzt passiert allein das zaehlt.
Doch was ist hier und jetzt? Bzw. wo und wann? Zeigt uns das, was wir Globalisierung nennen nicht, dass solche Kategorien neu zu bestimmen sind? Wie auch immer: >Englisch erobert die Welt< stimmt als Formel nur bedingt. Denn die Expansion, von der die Rede ist, hat schon laengst stattgefunden. Englisch als Verkehrssprache wird schon seit einigen Jahrhunderten ausserhalb Grossbritanniens gesprochen: Amerika, Australien, Suedafrika, Neu Seeland, Nigeria, Indien, usw. Geschichte steht nie still. Bewegung schlaegt sich auch in der Sprache nieder. In Amerika etwa ist Spanisch seit einigen Dekaden dabei die Vorherrschaft an sich zu reissen. Oder will es nur Koexistenz? Statt uns ueber die Dominanz des Englischen zu beklagen, sollten wir versuchen von seiner Laufbahn und seinem Profil zu lernen. Die zirkulaeren und wechselseitgen Dynamiken der Globalisierung einer Sprache lassen sich daran besonders gut studieren. Nicht zuletzt an der Sprache zahlreicher Autoren, die in ehemals kolonial besetzen Gebieten mit Englisch arbeiten. Blaettern Sie mal ein Buch wie >Englischsprachige Autoren< durch! Das Pendant >Deutschsprachige Autoren< gibt es erst gar nicht und selbst wenn: Sie wuerden darin kaum so viele Schriftsteller von Rang und Namen finden, die aus der Dritten Welt kommen. Dies sagt mehr ueber Deutschland aus, als die Tatsache, dass es Export- und Tourismus-Weltmeister ist.
Was sagt das denn über Deutschland aus? Dass es zu langsam war beim run auf die Kolonien und deshalb heute mit Elfriede Jelinek als exoten-deutschsprachiger Autorin klarkommen muss?
Ich glaube nicht, dass es heute an der Laufbahn einer Sprache etwas zu lernen gibt, die nur im Windschatten der Kolonisation überall dorthin kam, wo sie heute ist. Wie auch immer zu bewerten ist, was sie heute da jetzt macht, da sie einmal da ist.
Wozu auch, es gibt keine unter den “Weltsprachen”, die dem Englischen so nahe ist wie das Deutsche. Durch die Hintertür haben wir es also in Wirklichkeit geschafft, die Welt mit einer Deutsch-Beta-Version zu überziehen.