Der Zombie signalisiert wie kaum eine andere Figur die Fragwuerdigkeit des Seins im Hinblick auf gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen. Als Grenzgaenger, der weder ein- noch ausgeschlossen werden kann, steht er fuer einen unaufloesbaren Rest.
Damit steht er fuer die Grenze als unloesbares Problem oder, was vielleicht noch brisanter ist, fuer die Aufloesung der Grenze als Problem. Ich sagte gerade brisant, weil im gesellschaftlichen Diskurs immer wieder von der Grenze die Rede ist, als etwas, dass wir brauchen und deshalb undurchlaessiger machen sollten oder als etwas, dass wir abschaffen und deshalb ueberwinden muessen.
Grenzen als Mangelware beziehungsweise mangelhafte Ware oder aber als Hindernis Grenzen gelten als Problem, das geloest werden muss! Fuer mich stellt die Grenze jedoch kein Problem, sondern etwas Fragwuerdiges dar, etwas worauf wir uns, wie Heidegger sagen wuerde, besinnen sollten: Wie und warum kommt die Grenze in die Welt? Wie und wann wird sie [un]sichtbar? Hinterlaesst sie Spuren oder ist sie selbst eine Spur? Die Spur der Teilung oder die der unmoeglichen Einheit? Es ist dieses Fragwuerdige, das verschwindet, sobald ein Problem geloest ist. Doch es verschwindet auch bereits dann, wenn etwas als zu loesendes Problem auf die Agenda rueckt.
Und so scheint dieses Fragwuerdige nicht zuletzt auf den [Nicht-]Ort der Fragwuerdigkeit innerhalb der Gesellschaft zu verweisen, was ich versuchen moechte mit der folgenden Frage zu illustrieren: Gibt es ein Problem deshalb, damit die Bedrohung, die eine Frage in einer effizienten, reibungslosen und ergebnisorientierten Welt darstellt, ausgeblendet werden kann, bevor sie die Frage als Bedrohung und die Bedrohung als Frage ein grundsaetzliches Nachdenken darueber in Gang gebracht hat, wie und zu welchem Zweck eine [fragwuerdige] Idee ueberhaupt in die Welt kam? Der Zombie liefert keine Antwort. Er ist diese Frage, die auf ewig Frage bleiben will. So koennte man sein Comeback jedenfalls lesen.
Ich lese den Text und denke: Hmmm interessant – aber kannst du das auch noch mal für “Normalsterbliche” sagen? Welche Frage stellt der Zombie dar? Ich check es einfach nicht… Danke!
vgl. qrt: zombologie (berlin 2006)