Seit dem Film >Vierzig Tage und Vierzig Naechte< habe ich eine romantische Vorstellung von Waschsalons. Matt soll 40 Tage sexuell enthaltsam sein. Doch waehrend er in einem Waschsalon auf frische Hemden wartet, trifft er auf Erica... Nicht ganz unvoreingenommen betrete ich also >Hollys Waschtheke< in der Demminerstrasse. Auf diese Weise die Liebe seines Lebens zu finden, erscheint mir naheliegend.
Zwischen Waschmaschinen und Waeschetrocknern haengt schriller Suedstaatenkitsch. Die Wartezeit laesst sich auf roten Kunstlederbaenken absitzen. Es gibt Gulasch, gaehnende Leere und ein paar Gestalten. Die Kellnerin schaekert mit einem Mann in Zimmermannsrobe. Er beruehrt ihre Hueften und fluestert ihr etwas ins Ohr. Beide kichern.
Ein Typ um die 50 zeigt seiner Freundin etwas unter seinem Fuss. Warum er das tut, ist auf dieser Entfernung nicht auszumachen. Ein Ort der Romantik? Eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Ich wende mich schnell meiner Waesche zu. Ich habe Scheuklappen rechts und links und alles dreht sich, lange, laenger um die eigene Achse, kreisend, kreisend und immer weiter kreisend. Allmaehlich wird mir schwindelig. In der quellenden Masse schwimmt und verschwimmt ein Goldfisch. Mit rauchiger Stimme sagt er: >Hello, whats going on my dear?<. Pardon? Oh Mann, es ist soweit, ich halluziniere. Er wiederholt seine Frage, trotzig, weil er ankaempft gegen gestreifte Socken und gebluemte Unterwaesche. Der britische Akzent macht ihn fast ein wenig sexy. Ein ganz klein wenig. Vielleicht haette nicht auf leeren Magen hierher gehen sollen. Aber die Menuekarte bietet keine verheissungsvollen Alternativen. Mittlerweile ist der Schleudergang eingeleitet. Der Fuss-Typ winkt die Kellnerin zu sich und laesst das bestellte Essen wieder zurueckgeben, irgendwas Beiges mit Mischgemuese. So ganz mag das Hollywoodkonzept an diesem Ort noch nicht aufgehen.