Eine meiner besten Freundinnen sitzt mir bei einer Tassetee gegenueber, die sie fest umklammert, wie ein Rettungsbot. Leise sagt sie: >Ein komisches Gefuehl ueberkommt einen. Das Gefuehl, das einen heimsucht, wenn man gerade mit einem Job, einem Projekt oder einem Lebensabschnitt abgeschlossen hat.
Es laesst sich schwer in Worte fassen. Es ist ungefaehr so, als waere ich eine Mehrwegflasche, deren Inhalt sich in ihren Besitzer ergiesst und sich gleichzeitig mit Luft vollsaugt. Ein Gefuehl, das Leere und Erfuellung zugleich zuruecklaesst. Etwas ist weg, das ist klar – glasklar.< Sie macht eine Pause. >Der Inhalt wurde durch etwas anderes, unscheinbares ersetzt. Ungefaehr dieses Gefuehl ueberkommt einen, wenn man aus seiner letzten Sitzung der Suchtberatung kommt.< fuegt sie hinzu. Vier Sitzungen im Takt von zwei Wochen und dazu noch eine Gruppensitzung hat sie hinter sich. Das ist der Plan des Programms >Realize It<, an dem sie erfolgreich teilnahm. Dieses spezielle Projekt richtet sich vor allem an Cannabiskonsumenten, die ihren Konsum reduzieren oder sogar ganz einstellen wollen. Sie kann sich noch gut an das Gefuehl erinnern, das sie auf dem Weg in die erste Sitzung begleitete. Damals dachte sie, sie sei sozial an einem Tiefpunkt angelangt. Ploetzlich sah sie sich auf einer Stufe mit denjenigen, die von der Gesellschaft an den Rand gedraengt werden und dich am Kottbusser Tor fragen: >Ey, brauchst du was?<. Was sie brauchte, wurde ihr bald bewusst. Sie machte den Schritt und liess sich helfen. >Was mir am Ende geblieben ist, ist die Erkenntnis, dass ich mich jeden Tag selber kritisch hinterfragen muss – nicht nur bezogen auf meinen Cannabiskonsum.<