Herr Thomas erzaehlte einst eine Geschichte von einem alten Afrikaner. Der Greis, der sein Leben irgendwo in den Weiten Zentral Afrikas verbracht hatte, erfuellte sich einen lang gehegten Traum und flog in das sagenumwobene Europa. Dort angekommen, verliess er als letzter die Maschine und schritt nicht, wie die restlichen Passagiere die Gangway hinab, sondern blieb auf ihr sitzen. Eine Stewardess, die das sonderbare Verhalten bemerkte, trat auf ihn zu und fragte ihn, was er denn da mache. Der alte Mann blinzelte sie an und antwortete: >Ich warte auf meine Seele.< Nur, woher weiss man, dass man, dass die Seele angekommen ist?
Ich bin jetzt seit ueber einem Monat hier in Suedafrika und ich kann es noch nicht beantworten. Man koennte natuerlich sagen, dass es so ist wie mit der Liebe: Wenn sie da ist wird man es schon merken. Ich glaube ich bin angekommen, kann es nur nicht richtig erfassen. Ich weiss nicht woran, man so etwas festmachen soll. Das war fuer mich in der Liebe auch immer so. Vielleicht merkt man es anhand der Geborgenheit, die eintritt nachdem man die Irritation ueber das Neue ueberwunden hat, wenn man gelernt, hat das Neue anzunehmen und es einem schwerfallen wuerde, muesste man es wieder missen. Warm ist sie, die Geborgenheit, man fuehlt sich gut aufgehoben, verstanden, man muss nicht kaempfen und man kann sich ausruhen. Nur wenn man nicht aufpasst schlaeft man ein.
Schnell geht es verloren, das Gefuehl, das dem Reisenden eigen ist. Das Gefuehl alles, vor sich zu haben. All die Ungewissheit, die ganze Spannung anhand der ganzen Moeglichkeiten, die Chance mit jedem neuen Tag ueberrascht zu werden, die Notwendigkeit mit offenen Augen durch das Leben zu spazieren. Man muss gut aufpassen, wenn man nicht sofort alles wieder als selbstverstaendlich erkennen moechte, sondern jeden weiteren Tag als etwas Faszinierendes, wert genug, dass man einen zweiten Blick drauf wirft, um den Dingen vielleicht doch noch eine ungeahnte neue Seite abzugewinnen. Wie immer, wie mit allem, ist es auch am anderen Ende der Welt ein zweischneidiges Schwert, mit dem man es zu tun hat.
Schön! Sehr sehr schön!
Eine selbstreflexive, ein wichtiges Kapitel de(ines)s Lebens beleuchtende Passage mit einem Anhauch von Melancholie und dem Bewusstsein darüber wie erhebend das sein kann, was das Leben bereithält?!
Gefällt mir gut.