Wenn man sich in einer fremden Sprache unterhaelt, ist man zwangslaeufig den damit einhergehenden Limitierungen seiner Ausdrucksweise unterworfen. Einer der bestimmenden Faktoren fuer die Moeglichkeiten, sich in jedweder Sprache [die eigene Muttersprache eingeschlossen] auszudruecken, ist der Wortschatz. Ich habe, ebenso wie einige andere Auslaender hier, zur Erweiterung meines englischen Wortschatzes, einen Dienst abonniert, durch den ich taeglich eine E-Mail mit der Erlaeuterung eines nicht so gebraeuchlichen englischen Wortes erhalte. Doch auch Amerikanern wird eine ueber das Alltagsvokabular hinausgehende Beherrschung ihrer Sprache empfohlen, wenn sie als Absolventen einer >Ivy League<-Universitaet durchgehen wollen. In normalen Alltagsgespraechen kommt man hingegen mit einem erstaunlich geringen aktiv verwendeten Wortschatz zurecht. Schaetzungen fuer die deutsche Sprache gehen davon aus, dass ohne Einbeziehung eines spezifischen themenbezogenen Vokabulars 400 bis 800 Woerter fuer die meisten Gespraeche ausreichen und neuere Kommunikationsformen wie Chats oder SMS sogar mit 100 bis 200 Woertern auskommen. Um sich als Redner eloquent auszudruecken ist allerdings ein Wortschatz von 4.000 bis 10.000 Woertern notwendig. Aehnliches spiegelt sich auch in der von der Presse verwendeten Sprache wider: Sie bewegt sich zwischen 400 [Boulevard] und 5.000 [Feuilleton] verschiedenen Woertern. Zum Vergleich: Im Duden werden etwa 120.000 Stichwoerter aufgefuehrt.
Die Universitaet Leipzig betreibt ein >Wortschatz-Projekt<, bei dem fuer diverse Sprachen neben der Bedeutung eines Wortes auch seine Verwendung untersucht wird. So werden neben Synonymen auch typische linke oder rechte >Nachbarn< des entsprechenden Wortes angegeben. Beim Suchbegriff >Meckern< erfaehrt man, dass ein haeufiger >rechter Nachbar< in der deutschen Sprache das Wort >Benzinpreis< ist. Damit befinden wir uns schon wieder im prallen Leben und haben gleich zwei der 400 Woerter, die zum Verstaendnis der BILD-Zeitung notwendig sind, gefunden.