>Lost generation< - so wird die Generation US-amerikanischer Intellektueller bezeichnet, die im ersten Weltkrieg kaempfte. Sie zeichnete aus, dass sie gesellschaftskritisch waren und anfingen, die Folgen des Gefueges von Macht und Kapital auf das soziale Zusammenleben zu hinterfragen.
Sie fuehlten sich auf abstrakte Weise fremd in der Struktur des oeffentlichen Zusammenlebens. Mir geht es da aehnlich. Ich gehoere der Generation der heute 20-jaehrigen an und ich denke, wir sind auch lost – verloren. Natuerlich hinkt so ein Generationenvergleich irgendwie auch immer. Doch was soll’s!
Jeder selbstreflexive Mensch hat sicherlich manchmal Identitaetsprobleme, egal zu welcher Zeit er lebt oder gelebt hat. Jedoch denke ich, dass es in jeder Generation ein gewisses Selbstwahrnehmungsgefuehl gibt, beziehungsweise gegeben hat. Sobald sich eine Altersgruppe in den Strukturen unwohl fuehlt, muss ein kultureller Umbruch her. Das war nicht nur bei der >lost generation< so, sondern auch bei den 68ern. Ist dafuer immer ein Krieg noetig? Nicht, dass es davon nicht genug gaebe. Vielleicht ist es ja nichts als das Verlangen nach mehr Individualitaet in einer ueberbevoelkerten Welt. Ich habe das Gefuehl, dass meine Generation so irritiert ist, weil sie nicht weiss, wie man eine Aenderung herbeifuehrt. Alle sehen das Problem irgendwie im Kapitalismus, dem Neokolonialismus und -imperialismus. Doch wie soll man dagegen angehen, wenn der eigene Wohlstand das Problem ist? Soll man gegen sich selbst kaempfen? Soviel Selbstdisziplin ist von der Masse nicht zu erwarten. Offenbar bewirkt es nichts, bewusstes Konsumverhalten in den oeffentlichen Diskurs zu bringen, weil dadurch nur eine Marktluecke gestopft wird und der Teufelskreis reproduziert wird. Mein Ansatz: Es muss ein selbstloseres Bewusstsein her.