Ein junges Pärchen aus Deutschland lebt seinen Traum und hat einen kleinen Laden auf Mallorca eröffnet. Auch wenn es im ersten Jahr noch nicht so läuft, sind die beiden froh, das gewagt zu haben, wovon andere immer nur reden.
Wenn man in das kleine, etwas verschlafene Dorf Cala Sant Vicenç im Norden von Mallorca hineinkommt, fährt man direkt auf den Laden von Caroline (29) und Stephan (31) zu. In großen hellblauen Buchstaben steht “atemrausch” auf dem Schild über der Tür. An der Schaufensterscheibe steht: “Sports rental/guided tours” – Sportausrüstung und geführte Touren.
Die Story von Caroline und Stephan
Irgendwie faszinierte mich dieser Laden und ich kam ins Gespräch mit Caroline und Stephan. Eines Abends trafen wir uns bei ihnen auf der Dachterrasse, von der aus man über das ganze Dorf blicken kann. Die Sonne ging gerade unter, hinterließ ein schwarzes Meer, das laut in die Felsbucht von Cala Sant Vicenç rauschte.
Wir saßen an einem Tisch, der eigentlich gar kein Tisch war, vielmehr eine alte weiße Tür, die auf Metallbeine geschraubt wurde, aßen Oliven, warmes Baguette und Käse und tranken dazu Wein und Wasser aus einer Quelle in den Bergen Mallorcas.
Und dann begannen Caroline und Stephan zu erzählen. Von ihrem Sportstudium in Köln, wo sie sich kennenlernten. Von der Idee nach dem Studium ins Ausland zu gehen und wie die Wahl schließlich im Jahr 2008 auf das kleine Cala Sant Vicenç auf Mallorca fiel. Es gab viel zu tun. Sie tauften ihren Laden “atemrausch”. Ein Kunstwort, das an den Fachbegriff Tiefenrausch beim Tauchen erinnert.
Dank Stephans Bruder, der wie der Rest ihrer Familien und Freunde, vollkommen hinter dem Traum von Caroline und Stephan stand, hat der Laden sein außergewöhnliches Design, das Touristen neugierig macht. Caroline und Stephan werden oft von interessierten (nicht-deutschen) Touristen auf den Namen angesprochen. Er soll gute Stimmung verbreiten.
Von der Aschewolke geknutscht
So perfekt laufen, will es aber trotzdem nicht. Als sie letztes Jahr ihren Laden eröffneten, wütete die Schweinegrippe auf den Balearen. Zusätzlich gab es noch eine Bombendrohung und-explosion im Süden Mallorcas. Als sie dieses Frühjahr voller Motivation in eine neue Saison starteten, knutsche sie Island mit einer Aschewolke. Aber auch danach wollten die Touristen nicht richtig kommen.
Im Mai sagte man den beiden Deutschen, sie sollten nur den Juni abwarten. Als auch im Juni der Ansturm nur bedingt war, sagte man ihnen, sie sollten den Juli abwarten. Als der Juli kam, mit aber nur mäßig Touristen im Gepäck, hieß es: “Nächstes Jahr…”. Es grüßte die Weltwirtschaftskrise höchstpersönlich.
Aber es geht ihnen nicht um den Erfolg. Caroline und Stephan leben einen Traum. Sie schwärmen von ihrem “lifestyle” und der “Lebensfreude”, die sie auf Mallorca haben. Sie leben einen Traum, aber haben auch noch viele andere Träume. Deswegen wollen sie auch nicht für ewig auf der Insel bleiben. Sie seien nur umgezogen, nicht ausgewandert.
“Wir machen es einfach”
Schließlich haben sie sich auf Mallorca eine Existenz aufgebaut. Aber darum geht es ihnen nicht: “Wir können uns niemals vorwerfen, dass wir es nicht probiert haben. Es ist die allergeilste Zeit, die wir hier haben. Dass man es probiert, das ist am allerwichtigsten. Das ist doch ein richtig blödes Gefühl, mit 40 oder 50 irgendwo zu sitzen und zu denken: Hätte ich doch nur mal… Und wir machen es jetzt, denn später können wir vielleicht nicht mehr oder wollen nicht mehr.”
Es hat seinen Sinn, was Caroline an diesem Abend sagte. Träume sind nicht da, um nur in unserem Kopf zu bleiben. Der gesellschaftliche Drang nach Erfolg gehört hinter das Verlangen nach dem Glücklichsein und dem Zufriedensein und hinter die Träume. Nur Mut zum Träumen und zum Erkunden der Traumwege. Und nur Mut, seinem eigenen Leben einen eigenen Sinn zu geben.
Aber was, wenn der Traum schief geht? “Dann”, rät Caroline, guckt Stephan an und lacht “dann habe ich kein Problem damit, das ganze Equipment zu verkaufen und vier oder fünf Wochen im Bully zu schlafen.” Nur Mut zum Mut.
Ich finds total cool, dass die beiden es gewagt haben. Mich würde noch interessieren, ob sie auch Teil der “deutschen Community” in Mallorca sind, Es gibt ja ne Zeitung und einen Radiosender. Sind die beiden da involviert?
Schön geschrieben… Und tolles Thema, mal was anderes, und schlichtes für die Gazette aber trotzdem interessant :-)
Ja hab gerade auch entdeckt dass es die http://www.mallorcazeitung.es/ gibt. Wusste gar nicht, dass Mallorca inzwischen wirklich so arg verdeutscht ist ^^
Ein schöner Text, der Mut macht, so etwas auch zu wagen.
ich finds gut, dass junge Leute sowas machen, vor allem gut, dass sie es auf Mallorca versuchen, ich meine, es ist ein komischer Ort mit den ganzen Dauertouristen aus Deutschland, kein hippes Territorium wie Berlin oder Barcelona, aber vielleicht zeigt der Einsatz der beiden, dass Mallorca mehr ist als einfach nur Ballermann und Bier aus Allemangne. Und dass da mehr ist als nur die große Stadt, in der sich all das Übel konzentriert.
Soooo schön geschrieben!!!
COOL!! :=) Find ich klasse das sie s einfach gewagt haben :=)
Caro und Stephan lebt weiterhin eure Träume und habt Mut zum Mut… der Artikel hat mich wieder mal erinnert, wie stolz ich auf Euch bin :-)