Fans, nicht nur aus ganz Spanien, sondern aus der ganzen Welt. Einfache Leute, Ex-Profis, Hollywood-Stars. Alle wollten es sehen: Real Madrid, der reichste und populaerste Fussballklub dieses Planeten, wuerde die spanische Meisterschaft gewinnen; die Ikonen Carlos und Beckham Abschied nehmen.
Tag und Nacht, Echtzeit, ganz nahe dran. Real Madrid TV lieferte Bilder. Vor dem Spektakel, aus dem Bauch der Arena. Das entscheidende letzte Spiel der Saison bekam man hier allerdings nicht zu sehen. Erst fuenf Minuten vor Schluss gabs Live-Bilder vom Spielfeld. Bilder, die alles zeigten und nichts. Schnell geschnitten, hoch-emotional. Fuenf Minuten einer zutiefst paradoxen Absenz.
Schon die letzten 120 Minuten vor dem Spiel waren denk- wuerdig gewesen: Nervoes-heitere Teleshopping-Melodie mit Aufnahmen rastloser Kameras: sich fuellende Raenge, noch putzende Reinigungskraefte, sich aufbauende und ihre High- Tech-Augen probefahrenden Medienteams, Fans ohne Karten, in Scharen das Stadion belagernd, die in Mannschaftsbussen ankommenden Teams, aussteigend, eintretend, gruessend, Kuesschen da; Sicherheitskraefte auf Pferden, Klub-Praesiden- ten und >der beste Tennisspieler der Welt< Rafael Nadal im Interview, von Moderatorinnen begleitet, braungebrannt, braunhaarig, rassig, maehnig, weisse Zaehne, gut gelaunt.
Dann Best-of-Spielmomente der Saison auf Real Madrid TV. Rechte am Spiel hatten andere. Offenbar auch an Live-Bildern von Zuschauern, Trainer- und Ersatzbaenken sowie vom Spielfeldrand. Jedoch nur an exakt 90 Minuten. Denn ab Minute 91 gabs exakt diesen Ausschnitt fast fuenf Minuten lang live. Auf dem Rasen war schon alles klar. Verlaengerung. Spiel lief weiter. Ebenso die Spieler, immer wieder auch in die auf den Rand gerichteten Kameras von Real Madrid TV: unscharf, als Farb- fleck, fluechtiger Schatten. Beckham war schon ausgewechselt. Ein Spielzug, der die Wende brachte. Ein Abschied, der zu einer Karriere des hinausgezoegerten Hoehepunkts passte. Dann olympische Feier und >Randale a la Rostock<.