Es ist die Zeit der digitalen Geschichten. Erst unlaengst erschien die auch hier besprochene >Geschichte der E-Mail<, nun folgt der von Hans Dieter Hellige herausgegebene Band >Mensch-Computer-Interface. Zur Geschichte und Zukunft der Computerbedienung<.
Der Charme des Titels – die Unentscheidbarkeit der Bedienung als Objekt oder Taetigkeit – vermag dabei ein Themenfeld eroeffnen, dass das Buch nicht zu fuellen versucht. Es handelt vielmehr von technischen Artefakten: Software, Hardware – Dinge, die man lesen, sehen oder beruehren kann. Anfassbare Geschichte, erzaehlt von Computerwissenschaftlern.
Diese sehr konkrete Verankerung des Themas Mensch-Computer-Interface an diskreten historischen Elementen verleiht dem Sammelband die Aura eines enzyklopaedischen Unterfangens: Nahezu akribisch werden einige historische Interface-Settings und Persoenlichkeiten wie Douglas Engelbart, der 1963 den heute als >Computermaus< bekannten >X-Y-Positions-Anzeiger fuer ein Bildschirmsystem< erfand, durchdekliniert. Das vermag zu gefallen, wenn ein wissenschaftlich aufbereiteter Fundus an Texten und Bildern zur Interface-Geschichte gesucht ist. Schwieriger wird es, wenn die Geschichte als Kultur-Geschichte erwartet wird. Diese moegliche Enttaeuschung bei der Lektuere kann sich aus der hauptsaechlich aus der Informatik rekrutierten Autorschaft des Sammelbandes erklaeren. Der Fokus vieler Autoren scheint auf einer eher technik-kuriosen Ebene zu verhaften, als diese fuer eine vielleicht unsicherere, aber dafuer umso spannendere kulturwissenschaftliche Perspektive zu verlassen. Zwar gibt es diese Bemuehungen nicht zuletzt durch die Texte von Wolfgang Coy und Joerg Pflueger am Ende des Bandes - eine staerkere Durchdringung des Buches jedoch waere noch ueberzeugender gewesen. Nichtsdestotrotz eine lesenswertes Kompendium.