An einem Tisch

Mitten durch mein Land, die USA, verlaeuft eine Grenze. Die Grenze ist nur in den Koepfen der Menschen, aber das reicht schon aus. Es gibt die religioese Rechte und die Liberalen. Sie hassen sich wie die Pest. Manchmal habe ich das Gefuehl, diese Grenze verlaeuft mitten durch mich, durch meinen Koerper. Ich bin eine American Indian und vor sieben Jahren zum Buddhismus konvertiert. Ich gebe es zu, die Sache mit dem Buddhismus hat mehr mit meinem Lifestyle zu tun, als mit Ueberzeugungen. Hier in Hollywood ist Buddhismus eben ziemlich chic.

Doch was soll ich meinen Soehnen sagen, wenn sie mich ueber religioese Fragen ausquetschen? Einer meiner Soehne hat einen weissen Juden als Vater, der andere einen schwarzen Muslim. Das ist eine Mischung! Familienausfluege sind bei uns die reinste Freude! Aber mal ehrlich: Meinen Kids ist das viel zu schwierig, staendig zwischen den Religionen zu switchen. Die haben schon laengst herausgefunden, dass Judentum, Islam, Buddhismus und so weiter, die gleichen Prinzipien haben. Mein juengerer Sohn Jakob, bezeichnet sich selbst als liberalen Atheisten [er ist erst acht, aber es ist nun mal ein Abendbrotthema bei uns!].

Asif, mein aelterer Sohn, ordnet sich wiederum der religioesen Rechten zu. Er ist aktiv in seiner [christlichen] Gemeinde und hat sich gerade am American Baptist College in Nashville, Tennessee beworben. Ich stehe immer noch unter Schock! Aber mein Punkt ist der: Abend fuer Abend sitzen wir an einem Tisch zusammen. Und wir reden miteinander und wir lachen miteinander und wir streiten uns. Es bringt uns ueberhaupt nicht um, uns gegenseitig zuzuhoeren. Und ich kann nicht verstehen, dass es fuer den Rest des Landes so schwer ist, dasselbe zu schaffen.

2 Kommentare zu “An einem Tisch

  1. Zugehörigkeit zu einer bekennenden Schicht hat schon immer die Einnahme einer Position und vorgegebenen Sichtweise auf bestimmte Dinge impliziert. Das ist schade, weil damit oft die eigentliche Essenz (in deinem Fall der Religion) verloren geht. Solange jeder auf seine Art und seinem Glauben nach nur die Verbesserung des Zusammenlebens anstrebt und akzeptiert, dass es andere Meinungen geben darf und dabei dem anderen zuhört ist mit der eigenen Einstellung paradoxerweise allen mit einer anderen Einstellung geholfen.

    Wer anderen nicht zuhören kann, beweist damit nur die Unzulänglichkeit seiner eigenen Position, weil er (für sich selbst) nicht zulässt, sie zu hinterfragen. Ich wünsche deiner Familie, dass sie in dem Punkt unverändert bleibt und anderen als Vorbild dient!

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.