Am liebsten heftig

Ich habe schon immer sehr viel Respekt vor dem Wasser gehabt und an meine ersten Schwimmstunden habe ich keine besonders guten Erinnerungen. Noch heute schwimme ich nicht gern in tiefem Wasser und liebe es eher, barfuss durch das Meer zu laufen und die Gischt des Salzwassers auf der Haut zu spueren, als in die wilden Wellen abzutauchen – obwohl ich keine gute Schwimmerin bin, liebe ich das Meer, seinen Geruch und den Sound der Wellen, die ans Ufer branden. Ich habe keine Scheu davor, nass zu werden. Wasserdichte Kleidung finde ich deshalb eigentlich nur praktisch. Ansonsten halte ich nicht viel davon – einen Regenschirm habe ich mir noch nie gekauft und nur selten einen benutzt.

Das groteske Bild dutzender zerfledderter Regenschirme in den Papierkoerben und auf dem Kopfsteinpflaster von Alfama nach einem grossen Regensturm hat sich mir als Beispiel ihrer Sinnlosigkeit ins Gedaechtnis eingepraegt. Und Regen mochte ich sowieso schon immer, am liebsten heftig. So gehoert auch das Geraeusch dicker, platschender Regentropfen zu meinen ersten aesthetischen Erfahrungen. Schon als Kind liebte ich es, nachts im warmen Bett zu liegen und dem Regen zu lauschen, der gegen das Fenster peitschte, oder den frischen Sommerregen auf der Haut zu spueren, in dicken Tropfen, die einen bis auf die Haut durchnaessten.

Anschliessend auf dem noch heissen Asphalt das Verdampfen des Regens zu beobachten – und den wunderschoenen Geruch des Sommers in dieser feuchtwarmen Naesse einzuatmen. Als Kind habe ich auch oft vor dem Aquarium meiner Eltern gesessen und die Fische dabei beobachtet, wie sie ihre Runden zogen. Ich habe mir vorgestellt, wie es waere, in dieser Welt zu leben und mich zwischen den Steinen und Pflanzen zu verstecken. Schon damals hatte das Aquarium eine extrem beruhigende Wirkung auf mich – auch wenn der Stille, die von dieser stummen Unterwasserwelt ausgeht, eigentlich etwas Unheimliches anhaftet. Noch heute gelingt es mir vor dieser beruhigend-unheimlichen Wasserlandschaft abzuschalten und den Gedanken freien Lauf zu lassen.

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