Das Club-Gefuehl

Phase eins – Prepare yourself: Hier geht es nicht nur ums Tanzen, es geht um das Gefuehl, dabei zu sein. Abstand gewinnen, von dem was sich da Schule und Abitur nennt. Ein Treffen mit Freunden vor der Fahrt nach Berlin, ein wenig ausgelassen erzaehlen. Oder noch besser: Zuvor in eine Bar gehen.

Wir haben eine Tapas- Bar neu entdeckt. Das ist Grossstadt, das ist das Dazugehoerigkeits-Gefuehl. Phase zwei – On the road: Die Fahrt nach Berlin. Mit einem Nissan Micra, der aelter nicht sein koennte. Auf der Anhaengerkupplung: Ein Deckel einer Sahnespruehdose. Sympathisch. Schon im Wagen wird gedanced – bei uns heisst es >dancen<. Ab und zu auch mal >raven< oder >rappen<. Allmaehlich steigt die Spannung. Vor dem Club angekommen, heisst es: Anstehen. Drinnen droehnt der Bass. >Abgefahrene Butze, wat Alter?<, fragt ein junger Mann seinen Begleiter, der Phase eins zu stark betont zu haben scheint. Phase drei – Move your body: Mit Licht und Ton auf der Tanzflaeche lassen wir den Alltag links liegen. Stattdessen: >Ey DJ, bring den Tune zurueck, mach keine Faxen, die Meute spielt verrueckt, der ganze Club brennt und alle schreien im Chor: Wir wollen feiern, wir wollen Party, wir wollen Baesse im Ohr!< Ja, das wollen wir. Fuer eine Nacht. Von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens. Waehrend wir dancen, duschen sich in der Kueche neben den Schnitzeln mit Pommes Menschen. Phase vier – One last time: Trotz allem, Ermuedung: Sitzend gucken wir auf den Boden, nippen an einem Getraenk. Bis es heisst: >Wollen wir dann los.< Es ist keine Frage, vielmehr ein Ansporn. Nein, wir wollen trotz Muedigkeit noch nicht nach Hause: Bloss nichts verpassen. Aber nach dem naechsten Lied gehen wir. Na gut, danach. Und dann ist es doch schon halb fuenf. Phase fuenf – Back to the roots: Wir verlassen den Club. Ausgelaugt, zufrieden. Niemand spricht. Aus Ueberwaeltigung. Mein persoenliches Club-Gefuehl: Der Weg aus dem Club. Der Bass wird leiser, die Ohren gewoehnen sich allmaehlich an eine ungewoehnliche Stille. Der Weg zum Auto ist wie ein erneuter Energieschub, obwohl der Koerper mit schweren Fuessen und einem Zuklappen der Augen klar signalisiert: Schluss fuer heute. Doch ein naechstes Mal wird kommen.

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