Das Beckham-Symptom im Fussball

Wenn David Beckham doch nur eine schlechte Phase haette. Aber das ist schon eine Lebensphase. Im englischen Nationalteam als Kapitaen abgeloest, dann gar nicht mehr nominiert; im Klub zum Bankdruecker degradiert. Selbst auf dem Feld, das er einsam beherrschte, dem der Selbstvermarktung, kommen die Einschlaege naeher. Der Sonnenbrillenherrsteller >Police< kuendigte dem kickenden Werbetraeger. Die Zeitung >Guardian< sah >die Marke Beckham im Rueckzug an allen Fronten.< End it like Beckham: Schlusspfiff fuer den Glamour-Fussball. Moderne Klubs analysieren mit Datenbanken und Scoutingnetzen ihr Personal und Potential immer nuechterner und gruendlicher. Heutigen Tempo- und Netzwerkfussball praegen Spieler, die sportlich multifunktional sind, privat aber einfoermig. Und die seit Jahren ihre Frisur nicht geaendert haben: wie Lampard, Gerrard, Henry, Pirlo, Deco. Motto: Substanz schlaegt Verpackung. Beckham hat gelernt. Lange schon hat der Mann, der frueher seinen Leibfriseur einfliegen liess, den Schnitt nicht gewechselt: einen konventionellen, ungefaerbten Kurzschopf.

Ob das noch hilft, nach seiner Fasson gluecklich zu werden? Real Madrid, sein aktueller Arbeitgeber, hat unter Trainer Capello den grossen Schnitt gemacht. Wo es frueher um Schaueffekte ging, sorgt heute ein Sechser-Defensivblock fuer Sicherheit – kein Platz mehr fuer zweikampfscheue Luxus-Kicker. Es ist die Konsequenz aus dreijaehrigen Irrflug, in dem man die Elf komponierte wie ein Sechstklaessler sein Sammelalbum: Hauptsache Namen. Das neue Vorbild in Europa gibt Chelsea ab: ein Starensemble, in dem Teamgeist ueber alles geht; in dem Weltklassespieler sich klaglos darin fuegen, glanzlos zu sein.

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