Charlotte Chronicles.12

Eine Amerikanerin in meinem Umfeld hier bezeichnet alles, was sie unamerikanisch – und damit dumm – findet, als >communist<. Beispielsweise ist ihrer Meinung nach das Essen von Pommes Frites mit Mayonnaise anstatt Ketchup >kommunistisch<. Nun handelt es sich dabei sicherlich nicht um eine Erfindung Lenins, sondern zeigt vielmehr, wie unterschiedlich die Konnotation bestimmter Begriffe je nach Person und Kontext sein kann. Im Gegensatz zur Hauptbedeutung [Denotation] eines Wortes, handelt es sich bei der Konnotation um eine gewissermassen unsichtbar mitschwingende, semantische Ebene, die sich je nach Sprecher oder Kulturraum unterscheiden kann. So hat das Wort >Schatten< im deutschen Sprachraum oft einen negativen Beigeschmack, wohingegen es in Spanien eher positiv besetzt ist; Schattenplaetze sind dort bei Freiluftveranstaltungen haeufig begehrter und teurer. Diese >Beibedeutung< kann sich im Laufe der Zeit wandeln, auch wenn die Hauptbedeutung gleich bleibt. Das Wort >Weib< wurde urspruenglich als Paar-Begriff zu >Mann< gebraucht und ebenso oft verwendet. Seit der Uebernahme des hoefischen Begriffs >Dame< aus dem Franzoesischen im 19. Jahrhundert, wird >Weib< jedoch meist in abwertenden Zusammenhaengen gebraucht [im Bayerischen hat es diesen Bedeutungswandel noch nicht ganz hinter sich]. Wie kontextabhaengig Woerter durch ihre Konnotation werden koennen, zeigt in der deutschen Sprache das Wort >Fuehrer<.
Auch in der Filmanalyse spricht man von Konnotation, wenn Bilder eine unterschwellig vorhandene Symbolik transportieren. Ueber ein freies Feld galoppierende Pferde stehen beispielsweise gemeinhin fuer Freiheit und Ungebundenheit. Insbesondere die Werbebranche zeigt Produkte haeufig in einem Umfeld ohne direkten Bezug zum Produkt und zielt auf die Assoziationen, die im Kopf des Betrachters durch die konnotative Bedeutung bestimmter Bilder entstehen, ab. So wird ein Auto, das mit seinem umweltfreundlichen Verbrauch beworben werden soll, sicherlich nicht durch eine Betonwueste, sondern durch saftig gruene Landschaften fahren. How communist!

Ein Kommentar zu “Charlotte Chronicles.12

  1. das ist witzig. mir ist so was ähnliches auch schon mal passiert. eine person aus meinem umfeld – ich möchte keine namen nennen – hat mich als kommunistisch bezeichnet, immer dann, wenn ihm (oops, ja es handelt sich um eine männliche person) etwas an mir nicht passt. ich bin ein kommunist, wenn ich zu viel wein tinke oder wenn ich schlichtweg das tue, was ich für richtig halte.

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