Dieses Jahr nicht

Die Stadt wird langsam fiebrig. Ueber den Ticker huschen schon einige Meldungen. Am Potsdamer Platz saeumen Ankuendigungsplakate den Weg. Und auch mein E-Mail-Postfach sagt mir: Die Berlinale kommt! Im Grunde ist also alles wie immer. Das Kulturjahr 2009 hat seinen ersten wichtigen Termin, die roten Teppiche werden geputzt, Autogrammkarten sortiert und Absperrgelaender geflickt.

Nur ist dieses Jahr auch alles anders. Zum ersten Mal seit fuenf Jahren bin ich nicht dabei. Den Termin fuer die Presseakkreditierung im Dezember, habe ich einfach verstreichen lassen. Ein komisches Gefuehl, ein neues Gefuehl.

Normalerweise wuerde ich jetzt schon die ersten Programminfos sondieren, Ideen fuer moegliche Texte sammeln, mit Freunden ueber Kandidaten palavern usw. Dann, wenn es tatsaechlich losginge, wuerde der Stress erst richtig beginnen. Akkreditiert sein, ist naemlich alles andere als ein Zuckerschlecken. Jeden morgen um sieben Uhr aufstehen, zum Potsdamer Platz hetzen, den Kaffee to run unterm Arm. Vollkommen ausgeleiert ankommen, nur um festzustellen, dass es Journalisten gibt, die tatsaechlich noch frueher aufstehen, um die ersten am Presseticket-Counter zu sein. Schnelles Auswaehlen und Ankreuzen, freundlich die PR-Leute anlaecheln und ein Umsonst-Wasser vom Wasser-Sponsor abgreifen.

Um neun Uhr dann die erste Pressevorfuehrung. Rennen, rennen, rennen. Zuruecklehnen und die Berlinale-Musik und das Teddybaer-Feuerwerk auf sich einwirken lassen, schauen, ob die Jurymitglieder irgendwelche ungewoehnlichen Dinge tun. Noch bevor man Zeit hat, den letzten Wettbewerbsbeitrag zu verdauen, geht es weiter zur naechsten Vorfuehrung. Bis zu sieben Filme an einem Tag! Berlinale, das hiess fuer mich meistens: Stress. Klar, liebte ich den Stress, das Festivalfeeling, den Ausnahmezustand. Doch in diesem Jahr gibt es nichts von alledem. In diesem Jahr hetze ich hoechstens ueber den Potsdamer Platz, um zur Staatsbibliothek zu gehen.

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