Berlin vs. Wanne-Eickel

>Lieber in Eikes Wanne, als in Wanne-Eickel.< Diesen Spruch bekommt man zu hoeren, wenn es um Wanne-Eickel, die Graumetropole des Kohlenpotts geht. Gleichzusetzen ist der unfassbare Witz dieses Spruechleins nur noch mit dem Berliner Trend vergangener Tage, T-Shirts mit der Aufschrift >I love Wanne-Eickel< zu tragen.

Liebe Hauptstaedter, ist das pure Ironie oder tatsaechliche Liebe zu einem Kleinod des Ruhrgebiets? Offensichtlich hatten die Traeger der T-Shirts keine, aber auch ueberhaupt so was von gar keine Ahnung, was sie grade zum Ausdruck brachten.

Der Wanne-Eickler Pohlbuerger [Pohlbuerger=Ureinwohner im Ruhrgebiet] ist wie das – ausgestorbene – Emscherpferd: kaltbluetig, mit grossen Nuestern unterwegs und treibt sich im Sommer vornehmlich im ehemaligen Emscherbruch herum; dort, wo jeden August das drittgroesste Volksfest Deutschlands – die Cranger Kirmes – stattfindet und frueher das Emscherpferd sich paarte. Gerne lacht der Wanne-Eickler ueber Doenekes von Haennrich Klostermann, dem Urpohlbuerger der Stadt. Meist gibt es in diesen Anekdoten eine Pointe, leider wird diese aber auch nur von Pohlbuergern erkannt.

Ein Beispiel: Eines Tages wird Haennrich von einem Bekannten gefragt, warum er mit seinem Pferde im Schatten sitzt, statt zu arbeiten. Der antwortet: >Eck kann met dem Piaed gar nich ueoewereinkommen, wann aet well, dann well eck nich, un wann eck well, dann well aet nich<. Grosses Gelaechter. Die Hauptstadt denkt, sie hat mit Alexander von Humboldt, Robert Koch oder Werner von Siemens die Nase vorn? Dagegen setzen die Wanne-Eickler den einmaligen Heinz Ruehmann, den ZDF-Sportmoderator Rudi Cerne, der fuer seine Heimatstadt bei den Olympischen Spielen in Sarajevo den vierten Platz im Eiskunstlaufen holte, und: Die Kugelstosserin Claudia Losch, die 1984 Olympiasiegerin in Los Angeles wurde.

Und weil auch nur der Wanne-Eickler der geheimnisvollen Wirkung des beruehmten >Mondes von Wanne-Eickel< ausgesetzt ist, kann er sich demgemaess ein sehr eigenes Selbstvertrauen gestatten, wenn er von sich behauptet: >Jedes Jahr, wenn ich allein in Urlaub fahr, bin ich Hecht im Karpfenteich, das ist wirklich wahr, die Frauen werfen sich zu meinen Fuessen hin, wenn ich sag, dass ich aus Wanne-Eickel bin.< Schlussfolgernd bleibt in leichter Abwandlung eines Volksspruchs nur zu konstatieren: Lieber eine Wanne Eickel, als eine Flasche Bier. Prost.

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