Kulturelle Bildung: In welche Richtung geht’s?

Arts for Education! So lautete das internationale Symposium, zu dem die Mercator-Stiftung im September eingeladen hat. WissenschaftlerInnen, KulturpolitikerInnen, BildungsexpertInnen und SchülerInnen diskutierten auf Podien und Foren über die unterschiedlichen Ansätze im Bereich der kulturellen Bildung. Ein Bericht.

Die “Road Map for Arts Education”, die 2006 in Lissabon verabschiedet wurde, die zweite UNESCO-Weltkonferenz zur kulturellen Bildung in Seoul 2010 und das kürzlich in deutscher Sprache erschienende Buch Der Wow-Faktor: Eine weltweite Analyse der Qualität künstlerischer Bildung der Wissenschaftlerin Anne Bamford bestätigen die Wichtigkeit und Notwendigkeit der kulturellen Bildung.

Kunst stärkt!

Das eigene kreative Tun, das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und das spielerische Ausprobieren von Form und Inhalt befördert die intellektuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das Lernen in und durch die Künste stärkt die kognitiven, emotionalen und kreativen Fähigkeiten.

Nach dem Wow-Faktor stellt sich nun, wie Anne Bamford in einem Vortrag treffend referierte, die Frage nach dem “How?”. Wie und unter welchen Bedingungen kann die Bildungspolitik das Potenzial der kulturellen Bildung in einer Strategie verstetigen und in den Kernbereich von Bildung bzw. den Schulalltag integrieren? Welche Besonderheiten im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit der Akteure und auf den Qualitätsanspruch des Programms müssen hierbei berücksichtigt werden?

Mangelnde Verantwortung?

Paul Collard, Geschäftsführer des CCE in England führte in diesem Kontext die Begriffe “ensemble working” und “change management” ein. Im Schutz- und Pflichtraum Schule müssen Initiativen und Partnerschaften zu außerschulischen und informellen Kulturinstitutionen systematisch aufgebaut, kontinuierlich betreut und fachlich kompetent unterstützt werden.

Ein nachhaltig wirksames und qualitativ hochwertig konzipiertes Programm scheitert oftmals an Missverständnissen und Kommunikationsproblemen zwischen Lehrern, Künstlern, Schülern und Eltern. Hinzu kommen finanzielle Engpässe, fehlende Kenntnis und Wertschätzung sowie das mangelnde Verantwortungsgefühl seitens der Politik. “Art itself can not change. We have to change in attitude, engagement and paedagogy”.

Deutschland ist, wie die kulturpolitische Forschung bestätigt, im Vergleich zu anderen Ländern noch weit entfernt von diesem Selbstverständnis. Die Verteilung der Gesamtausgaben für Kultur zeigt, dass der Aufgabenbereich Kulturelle Bildung aktuell kein genuiner Bestandteil der Kulturlandschaft sein kann und nicht in der Breite implementiert ist. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Rolle der Stiftungen zunehmend an Relevanz.

2 Kommentare zu “Kulturelle Bildung: In welche Richtung geht’s?

  1. Wenn Deutschland auf diesem Gebiet auf den hinteren Plätzen rangiert, dann ist das auch dem mangelnden Ansehen des Künstlers in diesem Land zu verdanken. Er ist doch immer noch der Außenseiter und Querulant. Welches Ansehen geniessen z.B. hier Joseph Beuys oder Christoph Schlingensief, bevor sie starben? In anderen Ländern gebührt dem Künstler ein Ehrenplatz. Sie sitzen im Olymp. Erst wenn sich hier grundsätzlich was ändert, hat kulturelle Bildung, die diese Bezeichnung verdient, auch bei uns eine reale Chance.

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