Bekloppt vor Glueck

Letzte Woche kam ich bei meiner Freundin Katie in Washington D.C. an. Der Flug von Berlin hatte gefuehlte 36 Stunden gedauert und Iberia hatte anscheinend einem spanischsprachigen Kindergarten erlaubt, an Board zu kommen. Jedenfalls sprangen ueber und unter mir kleine Spanier auf Speed durch die Gegend. Ich blieb cool. Kinder sind ja auch nur Menschen. Auch als mir die kleine Ana ihren Fuss ins Gesicht stiess, konnte ich nur lachen. Bei der Passkontrolle hatte ich keine Probleme, da der offizielle Grund fuer meinen Besuch die Hochzeit meiner Freundin war – die Amis lieben Hochzeiten.

Der erste Tag des Hochzeitswochenendes war total verplant. Manikuere, Pedikuere – das ganze Programm. Ich habe den Frauen im Nagelstudio den Zugang zu meinen Naegeln verweigert und mich lieber intensiv eingelesen – auf dem Wartezimmertisch gab es Tonnen von Celebrity-Magazinen. Nachdem die Braut nach einem heftigen Streit mit ihren Schwestern heulend das Nagelstudio verlassen hatte, konnte ich endlich die mir vorherbestimmte Rolle einnehmen: Ich war die Mediatorin! Ich vermittelte zwischen den verzankten Schwestern, ich bestellte gutes Wetter. Alles chic.

Besonderer Clou bei der Trauung war dann: Die Maenner traten in Kilts auf [schottisches Restblut in der Familie] und hatten angeblich nichts drunter! Als ich meine Freundin in ihrem Hochzeitskleid sah, schossen mir Traenen in die Augen, obwohl ich sonst wirklich nie heule. Wie auch immer. In meiner beklop- pten Ruehrung versprach ich der ganzen Familie, dass ich als naechste heiraten wuerde und dann alle zu meiner Hochzeit nach Deutschland kommen koennten. Den Brautstrauss habe ich allerdings nicht gefangen. Als ich dann das Baby von einer der Schwestern in den Armen hielt, kamen mir auch schon wieder ganz andere Plaene in den Sinn. Ach ja, die Pflicht…

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