Auf die Pauker gehauen

“Die Bildungsmisere steckt in uns selbst” kommentierte FU-Praesident Lenzen vor einigen Tagen munter im Tagesspiegel. In einem verbalen Rundumschlag kritisierte er Kritik und Kritiker des deutschen Bildungssystems und sprach die [ohnmaechtig] Bevollmaechtigten, namentlich Politiker und Bildungswissenschaftler, von jeglicher Verantwortung frei. Mit der Plastikphrase blosser “Organisationsentscheidungen”, welche kaum Auswirkungen haben koennten, wischte Lenzen jede Forderung nach lang vermisster Gestaltungs- und Reformkraft der Politik mit leichter Hand bei Seite. Die, so die UNESCO, “schweren Fehlentwicklungen” deutscher Bildungsstrukturen haetten eine ganz andere Wurzel.

Es seien die >Vaeter< selbst, die nicht genug auf die taegliche, ausserschulische Bildung ihrer Kinder achteten und, so erstaunlich das anmuten mag, auch berlinernde Deutschlehrer! Doch auch Lehrer sind ein >Produkt< des Systems, das in Form eines verstaubten, jenseits moderner Bildungsstandards organisierten Referendariats Systemtreue regelmäßig mit guten Noten belohnt. Und leider scheint es einhellige Tradition unter Bildungspolitikern zu sein, nahe liegende Reformen auf die lange [Schul]bank zu schieben und sich Finger zeigend hinter der Traegheit des Systems zu verstecken. Wer zudem vor dem Hintergrund des nachgewiesenen Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und geringeren Bildungschancen in Deutschland auf ignorante Vaeter verweist, tut vor allem eines: er entbloesst sich als Vertreter eines >Rabenstaats<. Dass ueberkommene Prinzipien aber durchaus mit mutigen organisatorisch-politischen Entscheidungen reformiert werden koennen, beweist die kleine Revolution in der Familienpolitik unter v d. Leyen. Deren Kollegin Annette Schavan gab, als erste Amtshandlung, gleich den ganzen Rest organisatorischen Gestaltungsspielraums [Hochschulpolitik] an die Laender ab. Denke ich an Deutschlehrer in Berlin fallen mir die Mueden, Ueberlasteten, unter- und ungleich Bezahlten usw. ein, die dann auch noch berlinern…

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