Alles auf Laos

Unzaehlige Mopeds befahren die heissen, von Palmen gesaeumten Strassen. Meist gelenkt von Frauen; die rechte Hand am Gaszug, in der linken einen Sonnenschirm haltend. Beinahe jedes zehnte Gebaeude ist ein buddhistischer Tempel. Ihre mit Gold verzierten Pagodendaecher, farbenfrohen Figuren und Bemalungen ziehen den Betrachter in ihren Bann. Die anderen Haeuser lassen eher vermuten, dass man sich in einer suedfranzoesischen Kleinstadt befindet. Auch in den vielen Bars ist es nicht gerade schwer, ein gutes Baguette oder einen Crepe samt Cafe au Lait zu bekommen. Um die Stadt schlaengelt sich ein breiter Fluss: Der Mekong. Ich bin in Luang Prabang. Trotz seiner nur 70.000 Einwohner die drittgroesste laotische >Metropole< und gleichzeitig Weltkulturerbe der UNESCO. Ein Ort, der mich schwer beeindruckt hat.

Laos, das >Land der Millionen Elefanten<, liegt abgelegen auf dem suedostasiatischen Festland und ist vom Meer aus nicht zu erreichen. Es ist umgeben von China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. Waehrend die meisten Menschen mit suedostasiatischen Laendern wie Thailand oder Indonesien noch irgendetwas in Verbindung bringen koennen, sei es auch nur im Zusammenhang mit der verheerenden Flutkatastrophe, liegt Laos nicht nur geographisch fuer uns Mitteleuropaeer in grosser Ferne. Grund genug, wie ich finde, sich ein wenig mit diesem etwa 237.000 Quadratkilometer grossem Stueck Erde [Frankreich ist im Vergleich dazu 544.000 Quadratkilometer gross] und seinen rund 5 Millionen Bewohnern zu befassen. Das Land wird von bis zu 2.800 m hohen Bergzuegen gepraegt, die in ihren flacheren Zonen von Monsunwald bedeckt sind. Mit zunehmender Hoehe weicht diese Vegetation eher der der gemaessigten Klimate. Das durch die tropischen Passatwinde gepraegte Monsunklima beschert dem Land eine warme Regenzeit von Mai bis September, sowie eine heisse Trockenzeit von Oktober bis April. In Laos gibt es 47 verschiedene, offiziell anerkannte Ethnien. Zwei Drittel der Bevoelkerung zaehlen sich zu den Lao- oder den ihnen verwandten Tai-Voelkern und bewohnen ueberwiegend die Tieflandregionen entlang des Mekong; die anderen Ethnien bewohnen eher die Bergregionen. Der Mekong teilt das urspruengliche Siedlungsgebiet der Laoten: Waehrend der oestliche Teil das heutige Staatsgebiet der Demokratischen Volksrepublik Laos darstellt, gehoert der westliche Teil zum Koenigreich von Thailand. Man schaetzt, dass in Thailand etwa sechs mal so viele ethnische Lao leben wie in Laos selbst. Von der Religion her bekennen sich die meisten Laoten, diesseits und jenseits des Mekong, zum traditionellen Theravada-Buddhismus. Die Geschichte des Landes beginnt im Jahre 1353 mit der Gruendung des Koenigreichs von Lan Xang. Spaeter zerfaellt es in die drei Reiche von Champassak, Luang Prabang und Vientiane. Ende des neunzehnten Jahrhunderts kommen die Franzosen in den >Besitz< aller laotischen Gebiete oestlich des Mekong und ordnen das Gebiet auf administrativer Ebene neu. Laos wird nun als Teil der franzoesischen Kolonie Indochina durch einen Resident Superieur regiert, welcher sich dabei auf vietnamesische Mandarine als Verwaltungsbeamte stuetzt. Im Zweiten Weltkrieg wird Laos von den Japanern besetzt. Nach der Rueckkehr der Franzosen erstarkt die Unabhaengigkeitsbewegung der Laoten. 1950 wird die Pathet Lao-Widerstandsbewegung gegruendet. In Folge der Niederlage der Franzosen gegen die Vietnamesen erlangt Laos im Jahre 1954 die Unabhaengigkeit. Im Laufe der zweiten Phase des Vietnamkrieges bombardieren die US-Amerikaner in geheimen Angriffen den Ho-Tschi-Minh-Pfad, der zu einem grossen Teil ueber laotisches Gebiet fuehrt. Dabei sollen mehr als 200.000 Laoten ihr Leben verloren haben. Nach dem Sieg der Vietnamesen erringen auch in Laos die Kommunisten die Macht und rufen am 2. Dezember 1975 die Demokratische Volksrepublik Laos aus. Im Gegensatz zu Vietnam und vor allem zu Kambodscha verlaeuft die Machtuebernahme der Kommunisten in Laos moderat. Religioese Freiheiten werden eingeraeumt, Oppositionelle werden als Berater fuer die neue Regierung taetig und die alte Flagge wie auch die Nationalhymne werden beibehalten. Heute wird Laos von der Laotischen Revolutionaeren Volkspartei [LRVP] unter der Fuehrung von Parteichef Khamtay Siphandone regiert. Die Wirtschaft Laos’ orientiert sich am chinesischen und vietnamesischen Vorbild und versucht, sich marktwirtschaftlich zu strukturieren. Seit 1997 ist Laos ASEAN-Mitglied und immer mehr westliche Handelspartner suchen nach Investitionsmoeglichkeiten im Land. Der Tourismussektor erfreut sich stetigen Wachstums und sorgt in den von Reisenden frequentierten Gegenden fuer einen gewissen Wohlstand. Dennoch leben immer noch weit ueber 80 % der Bevoelkerung von der Landwirtschaft. Zahlreiche wirtschaftliche Projekte, wie etwa der Abbau laotischer Bodenschaetze, scheitern an mangelnder Infrastruktur. Mit einem Pro-Kopf-Jahreseinkommen von etwa 400 USD gehoert Laos immer noch zu den aermsten Laendern der Welt. Aber zurueck zum Anfang: Meine Eindruecke in Luang Prabang. Was muss man ueber das zeitgenoessische Laos’, seine Menschen und seine Kultur wissen? Welche Verbindungen bestehen zu Deutschland und welche deutschen Akteure befassen sich mit Laos? Wie leben Laoten in Deutschland und wie leben Laoten in Laos, die lange Zeit bei uns verbracht haben?

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