Zwischen Elfen und Anwaelten

Bin 1957 in Wolfsburg geboren. Vater Arbeiter, Mutter Hausfrau. Verliess mit nachtraeglich anerkannter Mittlerer Reife das Gymnasium in der 10. Klasse, unfreiwillig, aber erleichtert. Habe daraufhin mehrere Jahre gejobbt und gleichzeitig an eigenen kuenstlerischen Projekten gearbeitet. Bewarb mich 1980 an der Hochschule der Kuenste Berlin im Bereich Grafik/Visuelle Kommunikation und schloss 1985 mit Meisterschuelerpruefung in der Klasse >Experimentelle Filmgestaltung< bei Prof. Ramsbott ab. Von 1980 bis 1987 war ich beteiligt am Kunstprojekt >Die Toedliche Doris< und lebe seit dieser Zeit aus den Einkuenften meiner Taetigkeit als Musiker, Kuenstler, Organisator und Autor.

Nach einer Einladung des Reykjavik Art Festivals im Jahr 1990 war ich regelmaessig jedes Jahr ueber laengere Zeitraeume in Island und habe mich mit dem Land, der Kultur sowie mit dem Blick der Deutschen auf Island beschaeftigt. Im Maerz 1998 wurde von der damaligen Bundesregierung unter Helmut Kohl aufgrund von >Sparmassnahmen< das einzige Goethe-Institut des Landes unter dem Protest der Islaender geschlossen. Gleichzeitig wurden am Tag darauf drei neue Institute in den Staaten Estland, Lettland und Litauen eroeffnet, ohne dass ueber diese Entscheidungen oeffentliche Diskussionen stattfanden. Einige Monate darauf, im August 1998, wurde ich ins Living Art Museum Reykjavik zu einer Ausstellung eingeladen. Im Rahmen einer Kunstaktion eroeffnete ich dort das >weltweit erste private Goethe-Institut< [Spiegel] und bezeichnete mich als Leiter ebendieses. Die Aktion wurde zuerst von den Offiziellen der Goethe-Institutszentrale begruesst und als >originelle Idee< bezeichnet, dass die finanziellen Probleme, unter denen man leide, aufzeigen wuerde, dann aber, drei Jahre spaeter, nachdem ich in der Folge tatsaechlich in der Eigenschaft als >privater Goethe-Instituts-Leiter< an mehreren Kulturfestivals mitgewirkt, aktiv und mit konkreten Resultaten deutsch-islaendischen Kulturaustausch betrieben hatte, im April 2001 mit einer Unterlassungsverpflichtungserklaerung und hohen Strafandrohungen von der Rechtsabteilung des Goethe-Institutes untersagt. Es war fuer mich eine schockierende Erfahrung zu erfahren, dass die von mir ueberaus geschaetzte Kulturinstitution auf keinerlei Gespraechsangebot reagierte und stattdessen die Rechtsabteilung immer massiver drohte. Die Fragen, die ich mit meiner kuenstlerischen Aktion aufwerfen wollte, beispielsweise, ob die oekonomischen Interessen inzwischen Massstab kulturpolitischer Entscheidungen geworden sind, wurden dagegen nicht diskutiert. Die groesste Absurditaet, die sich aus der Kunstaktion ergab, war meine geforderte Unterschrift unter die Unterlassungsverpflichtungserklaerung, die mich unter Androhung hoher Geldstrafen dazu verpflichten sollte, Dritten gegenueber nie wieder zu behaupten, ich sei Leiter eines privaten oder staatlichen Goethe-Institutes. Die Grenzen zwischen Kunst und Wirklichkeit waren offensichtlich in dieser Kulturinstitution voellig aus den Fugen geraten. Um weiteren Rechtsstreit zu vermeiden und das unter finanziellen Engpaessen leidende Goethe-Institut nicht mit ueberfluessigen Klagen gegen Kuenstler zu belasten, die Fragen nach Entscheidungen der deutschen Kulturpolitik und Kulturpolitikern stellen, entschloss ich mich, die Unterlassungsverpflichtungserklaerung zu unterschreiben und mein Kunstprojekt >privates Goethe Institut< in >Walther von Goethe Foundation< umzubenennen, womit sich die Rechtsabteilung des Goethe-Institutes Muenchen nach einem Brief meines Anwaltes Dr. Wiese schliesslich offiziell einverstanden erklaerte. Die Walther von Goethe Foundation, benannt nach Goethes letztem Enkel, einem erfolglosen Musiker, ist angetreten zu beweisen, dass Kulturpolitik und kulturpolitische Entscheidungen offen diskutiert werden koennen, um in der Folge bessere kulturelle Ergebnisse zu erzielen. Sie beweist ueberdies, dass selbst mit geringen finanziellen Mitteln grosse Erfolge erreicht werden koennen. Die Walther von Goethe Foundation hat mit der Finanzierung der Erstuebersetzung von Goethes naturwissenschaftlichen Erstwerk >Der Versuch die Metamorphose der Pflanze zu erklaeren< ins Islaendische durch den Germanisten und Islaendischlektor der Universitaet Wien Jon Atlason und der Herausgabe als Buch die Frage der Pflanzenmetamorphose mit der Frage nach der Metamorphose von Kultur-Institutionen verknuepft. Theoretisches wird praktisch mit den Mitteln der Kunst erprobt und in eine Form gebracht. Dabei werden Fragen untersucht wie: Wann wird eine Institution zur Institution? Welche Ziele, Absichten und Plaene hat eine Institution und wie kann sie der Erstarrung entfliehen und bleibt geistig, kulturell lebendig?

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