Zwischen Adrenalinsucht und Aufklaerung

Das Black Flag Cafe ist ein Ort im Internet, an dem die neuesten Informationen ueber unwegsames Gelaende und politisch instabile Zonen, sowie Tipps ueber den Zutritt zu einem Krisengebiet ausgetauscht werden. Ein globales Netzwerk hat hier Gestalt angenommen, das laengst zu einer stattlichen Subkultur herangereift ist – mit allem, was dazu gehoert: T-Shirts, die, wie Merchandise von Rock Bands, auf dem Ruecken mit allen Eckdaten der persoenlichen Krisenherd-Tournee bedruckt werden koennen, ein eigenes Logo, das einen lachenden Totenkopf mit Sonnenbrille und Baseballmuetze zeigt, und passende Buecher. Ihre Galionsfigur ist der Gruender dieser Bewegung: Robert Young Pelton, der bereits im Alter von 10 Jahren die kanadische Survival School in Selkirk, Manitoba besuchte.

Waehrend Pelton sich daraufhin sprichwoertlich durchs Berufsleben schlug, unternahm er in seiner Freizeit Reisen in riskante Regionen, von denen mittlerweile ueber 60 auf seinem Konto stehen. Der Haudegen, dessen Autobiografie The Adventurist heisst, ist mittlerweile 47 Jahre alt und noch immer nicht muede. Auch nachdem er letztes Jahr schlagartig als Journalist weltberuehmt wurde, weil er im Afghanistan-Krieg als erster Kontakt aufnahm mit dem US-amerikanischen Taliban-Kaempfer John Walker Lindh, hat er nichts von seinem Ehrgeiz verloren, Krisengebiete auf eigene Faust zu erkunden. Heute gilt er als Houdini des 21. Jahrhunderts, denn er ist noch aus jeder Gefahrenlage herausgekommen.

Er trifft sich mit den vermeintlich gefaehrlichsten Menschen dieser Erde, um mit ihnen, wie er sagt, >abzuhaengen<. Er will sie kennen lernen, die Guerilla-Fuehrer und Warlords zwischen Indonesien und Kolumbien. Und wenn er Gespraeche mit ihnen fuehrt, dann kommen dabei intime Interviews und Artikel heraus, die Titel tragen wie >The Legend of Heavy D & the Boys<. Kurz, der Mann, der in Insiderkreisen einfach nur RYP genannt wird und eine eigene Sendung auf dem Discovery Channel hat, beschreibt mit seiner Arbeit eine ganz duenne Linie zwischen Adrenalinsucht und Aufklaerung. Schliesslich: Wer, wenn nicht Grenzgaenger wie Pelton, sorgen dafuer, dass die Weltoeffentlichkeit alternative, vielleicht sogar auch um ein vielfaches authentischere Informationen ueber das Denken und den Zustand in Regionen bekommt, die gemeinhin als Tabuzonen markiert sind?

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