Wir sind selber schuld

Die Geschichte des weltgroessten Mobiltelefon-Herstellers Nokia begann 1865 im gleichnamigen finnischen Ort. Seitdem sind mehr als 140 Jahre vergangen und das Unternehmen, das zu Beginn Papiererzeugnisse, Fahrradreifen und Gummistiefel herstellte, zaehlt mittlerweile zu einem der groessten Technologieunternehmen und hat einen Markanteil von 38,1 Prozent an der Handy-Herstellung. Mit seinen 55.000 Angestellten weltweit, zaehlt die Firma zu den Globalplayern und einer von diesen Arbeitern produzierte schließlich auch mein ungarisches Nokia.

Doch in letzter Zeit sorgt das Unternehmen, vor allem in Deutschland mit der geplanten Schliessung des Werks in Bochum, fuer negative Publicity. Rund 3000 Menschen verlieren ihren Job und gehen deshalb auf die Strasse. Sie organisieren mit Hilfe der IG-Metall kilometerlange Lichterketten, tun ihre Meinung im Internet kund und schrecken letztendlich auch nicht davor zurueck Kleinkinder fuer ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Jetzt stellt sich natuerlich die Frage: Warum das alles? Weil Nokia uns die Folgen der Globalisierung vor Augen fuehrt. Angestellte klagen ueber das geplante Out-Sourcing nach Rumaenien, doch fand die eigentliche Auslagerung schon statt.

Naemlich mit der Errichtung von Werken in Deutschland und dem Arbeitsplatzabbau in Finnland. Auch die 88 Millionen Euro Subventionen, die Nokia einst erhielt, zeigen wieder einmal, dass der Staat sich lediglich auf das Setzen von Rahmen-
bedingungen beschraenken sollte. Es steckt sicherlich eine gute Absicht dahinter, wenn sich tausende Menschen fuer eine Sache stark machen und Nokia durch getroffene Entschei-
dungen eventuell an Ansehen in der Bevoelkerung verliert. Doch unter dem naechsten Weihnachtsbaum liegt trotzdem wieder das neue Highend-Geraet, hergestellt in Billiglohn- Laendern wie Rumaenien, denn die Konsumgesellschaft aendert sich nicht.

5 Kommentare zu “Wir sind selber schuld

  1. Aber Michael, wer ist “WIR” und warum sind wir selber schuld? Wenn man soetwas aufschreibt, dann sollte man zunächst einmal klären, aus welcher Perspektive man da schreibt. “Wir” – das kann ja alles und nichts sein, oder? Bitte um Aufklärung.

  2. Das “Wir” bezeichnet in diesem Fall jedes Glied der Konsumgesellschaft. Also mich, dich und einfach jeden Menschen der in unserer Gesellschaft lebt und konsumiert. Für mich kann das Wir also nicht alles oder nichts sein, für mich ist jeder Mensch ein Konsument und somit ein Teil dieses “Wir”. Zu deiner Frage: Warum wir selber schuld sind? Jeder Konsument hat als Teil dieser Gesellschaft eine Verantwortung gegenüber der Entwicklung eben dieser. Diese Verantwortung ergibt sich aus der Kaufkraft eines jeden Einzelnen. Kommen wir zurück auf das Beispiel Nokia. Würde niemand mehr in Deutschland ein im Ausland hergestelltes Handy kaufen, dann gäbe es auch keinen Absatzmarkt und die Konsumenten würden ihre Macht dazu nutzen Druck auf den Konzern aus zu üben. Welche Konsequenzen Nokia daraus zieht, sei erst einmal dahingestellt.

  3. Nennt sich dann wohl Dialektik: marktwirtschaftliche oder historische.
    “Nutzung offensichtlich(er) (oberflächlicher) Vorteile zieht in unserer Gesellschaft meist Nachteile mit sich, welche der Mensch dann augenreibend zur Kenntnis nimmt.. .

  4. Nun ja, aber Michael, du hast da eine sehr eingeschränkte Perspektive. “jeder Mensch unserer Gesellschaft” – wenn “unsere Gesellschaft” für dich die westlich-europäische meint, dann trifft es vielleicht zu. Dennoch gibt es in “unserer Gesellschaft” schlichtweg Menschen, die sich so ein Nokia-Handy gar nicht leisten können und die sich bestimmt nicht über die subversive Konsumkritik freuen, die sie damit ausüben. Ich lebe zur Zeit in Rumänien und kenne einige Menschen, die in dem neuen Werk Arbeit gefunden haben. Einige träumen davon, mal ein Nokia-Handy zu haben… hier fühlt sich bestimmt keiner deinem “wir” zugehörig, denke ich mal. Ich will damit nur sagen, dass Du wenn Du soetwas schreibst, Deine ganz persönliche Perspektive deutlich machen solltest und vielleicht einfach “ich” schreiben solltest anstatt “wir” – denn man kann nie für alle da draußen sprechen.

  5. ja ich meine mit unserer Gesellschaft die westlich-europäische und für mich trifft es auf diese Gesellschaft zu, nicht vielleicht. Das ich nie für alle da draußen sprechen kann ist mir bewusst, doch habe ich das “wir” ja gewählt um zu provozieren und wenn jemand meint er ist nicht Teil dessen, okay. Dann muss er mich aber vom Gegenteil überzeugen.

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