Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Teil II

Der >Workshop Medien< bildete das zweite Modul des internationalen Symposiums MEERGEMEINSCHAFT. Drei Medienexperten kamen ins Gespraech mit angehenden Medienmachern. Die Ergebnisse werden hier kurz zusammengefasst. Gemeinschaften bilden Medien: Der Unternehmer Wolfgang Knauff holt mit seiner Kulturdatenbank CultureBase Gemeinschaften ab, wo sie entstehen.

Er liefert Kulturschaffenden und Einrichtungen Infrastruktur und Werkzeuge, damit sie sich im Internet praesentieren koennen. Zentral und rundum vernetzt. Mit der thematisch fokussierten Verknuepfung von Kulturschaffenden, -traegern und -betrieben hebt sich kulturserver.de eindeutig von >digitalen Raucherecken< [Knauff] wie Facebook ab. Nicht zuletzt, weil der Nutzer der Datenbank die Hoheit ueber seine Daten behaelt. Medien sind gemeinschaftsbildend: Mit der multilingualen und transnationalen Zeitschrift >Crosswords< laesst der Publizist Roman Schmidt die Idee einer internationalen Zeitung von Maurice Blanchot aus dem Jahre 1960 wieder auferstehen. Die grosse Herausforderung dabei: Die Entwicklung einer Schreibform fuer eine Gemeinschaft, die noch nicht existiert. Das Ergebnis: Transnationales Schreiben ist gleich fragmentarisches Schreiben. Sinn entsteht erst durch das Lesen mehrerer Fragmente. Da ein Dialog eine Kette von Fragmenten darstellt, entsteht Sinn also im Dialog. Schliesslich versteht Roman Schmidt das Medium als Labor einer Gemeinschaft sich einbringender Produzenten. Medien sind Macht. Aber nicht jedes Medium ist maechtig. Netzkuenstlerin und Blogexpertin Vettka Kirillova zeigte, dass das Versagen der klassischen Medien in Russland - bezueglich ihrer demokratischen Kontrollaufgaben - durch Blogs teilweise aufgefangen wird. Die 7,4 Millionen Blogs mit ihren 500.000 Gemeinschaften sind die Zivilgesellschaft, die im realen Leben fehlt. Im Vergleich zu Deutschland ist die russische Blogosphaere besser vernetzt. Und das ist nicht allein eine Mentalitaetsfrage: >Do not have 100 Rubles, have 100 friends<, ist in Russland zum gefluegelten Wort geworden. Die Popularitaet des Anbieters LiveJournal und dessen vereinheitlichte Infrastruktur haben einen grossen Einfluss. Doch ist die Abhaengigkeit von einer einzigen Infrastruktur nicht auch gefaehrlich?

Ein Kommentar zu “Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Teil II

  1. Für mich persönlich, gab es viele verschiedene Themen, die am Samstag angerissen wurden, die ich sehr spannend fand. Die allgemeine negative Haltung gegenüber Web 2.0-Diensten wie Twitter oder Facebook hat mich überrascht – das Argument, dass dort mein Kundenprofil werbetechnisch ausgeschlachtet wird, finde ich zwar überzeugend, doch das trifft ja nicht nur auf diese Dienste zu, sondern auch auf Suchmaschinen wie Google etc.

    Kann es sein, dass da nicht auch ein bisschen Angst vor den neuen Technologien mitspielt?

    Den Punkt, den Roman Schmidt am Ende gemacht hat über die Datenschutzkultur in Deutschland fand ich auch bemerkenswert – da will ich auf jeden Fall mehr drüber erfahren.

    Überraschend fand ich auch die ganzen Infos von Vettka Kirillova über die Blogosphäre in Russland – da gibt es ein richtiges Paralleluniversum, von dem ich bis jetzt fast überhaupt nichts mitbekommen habe!

    Was denken die anderen? Was war für euch spannend?

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