Wehrdienstverweigerung

Hiermit werde ich die Gruende darlegen, aufgrund derer ich den Wehrdienst verweigern moechte. Da der Dienst an der Waffe absolut meinen innersten Ueberzeugungen und Ansichten widerspricht, denke ich, dass ich laut Grundgesetz der BRD, Art. 4 Abs. 3 dazu berechtigt bin, den Wehrdienst zu verweigern. Die im folgenden genannten Gruende sind dabei fuer meine Entscheidung ausschlaggebend:

Aufgrund der Erziehung meiner Eltern, die es fuer sinnvoll hielten mich in jungen Jahren in entfernte Laender mitzunehmen, wurde ich direkt und indirekt mit Kriegshandlungen konfrontiert. Waehrend eines mehrwoechigen Aufenthaltes im Sudan habe ich hautnah die Unterdrueckung von ethnischen Minderheiten durch den Staat miterlebt. Der freie Wille der Sudanesen wurde durch die Praesenz von Waffengewalt beschnitten; sie handelten wie narkotisierte Versuchskaninchen: paranoid und paralysiert. Ein Verhalten, das mich nachhaltig traumatisierte.

Einige Jahre spaeter kam es zu einer laengeren Reise nach Eritrea [4], welches sich gerade in einer Waffenruhe mit Aethiopien befand. Trotz groesster Armut und hoher Zahl von Opfern des voran gegangenen Krieges war im Volk eine Kriegslust zu spueren, welche dem Rassenhass sehr aehnlich kam.

Trotz Hungersnot in der eigenen Bevoelkerung steckten beide Staaten den groessten Teil ihrer Einnahmen in Waffen, die gegen das andere Volk gerichtet wurden. Durch die Bekanntschaft zu einem Jungen, der sein Bein durch diesen Krieg verloren hatte, offenbarten sich mir Gefuehle und Abneigungen gegen militaerische Handlungen mit Waffen, so dass ich mir schwor, nie das Leben eines anderen Lebewesens zu bedrohen, geschweige denn auszuloeschen.

Aber am erschuetterndsten fand ich die persoenlichen Eindruecke, die mir waehrend meines Israel-Aufenthaltes zu teil wurden: Dass eine zivil-westliche Staatsmacht nicht aufgrund von logischen Argumenten, sondern aufgrund einer existierenden Armee, sich das Recht heraus nahm ueber das Schicksal anderer religioeser Minderheiten ein Urteil zu faellen, entsetzte mich zu tiefst.

Aufgrund dieser Erfahrungen und unzaehliger anderer wird es mir nie moeglich sein, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Hass in mir selbst zu schueren, der mich dazu treibt, ein anderes Leben auszuloeschen, kann nicht meine Aufgabe sein. Der Dienst an der Waffe ist bei mir keine Frage des Willens, denn der Verstand verbietet es mir.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.